Jeden Montag und jeden Freitag bringe ich meinen Jüngsten (er ist 11) zum Judo in einer Handelsschule am Forum Romanum. Die Schule fällt auseinander, verschimmelte Wände, überall Rohre auf dem Putz, kaputte Fenster, das übliche halt. Aber der Judo-Unterricht ist klasse. Es gibt in Rom keinen Vereinssport wie in Deutschland, deshalb ist es extrem schwierig und extrem teuer, dafür zu sorgen, dass die Kids sich ein bisschen bewegen. Schwimmkurse zum Beispiel sind ein Drama, aber das haben wir hinter uns. Sieben, acht Jahre, für den Gegenwert eines Kleinwagens. Da muss man sich entscheiden und mit 180.000 Kilometern fährt so ein Auto ja auch noch. Besser keine Fotos!
Der Judokurs jedenfalls ist von der Provinz Rom gesponsort und kostet 20 Euro im Monat. Das können sich zum Glück die meisten leisten und ich treffe Mammas mit Kopftuch oder von den Philippinen, also Roma multiculturale. Manchmal hat einer der Judoka Geburtstag, dann geben die Mammas in der Turnhalle mit den Schimmelwänden einen aus, das ist dann sehr nett. Heute habe ich gesehen, dass auch ein blindes Mädchen in der Judo-Gruppe ist. Der Trainer hat sie vorsichtig hereingeführt.
Da fiel mir ein, dass ich Italien für etwas bewundere, was es nicht hat. Italien kennt keine Sonderschule. Und keine Sportkurse für Behinderte.
Freitag, 3. April 2009
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1 Kommentar:
Schöner Beitrag, wirklich einfach nur schön. Er hat mich zu etwas wohl eher ungewöhlichem animiert: Für einen Augenblick habe ich mich in eine Turnhalle mit Schimmelwänden gewünscht. Verrückt.
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