Freitag, 30. Januar 2009

Wer zu spät kommt...

...wie Daniele Mannini vom SSC Neapel oder Davide Possanzini von Brescia Calcio, den bestraft die Antidopingagentur Wada. Und das Schiedsgericht in Lausanne. Possanzini und Mannini hatten sich in der vorigen Saison Zeit gelassen, bevor sie zum Dopingtest erschienen. Das ist aus ersichtlichen Gründen verboten - unmittelbar nach der Auslosung werden die Spieler unter ärztliche Aufsicht gestellt, um krumme Tricks zu verhindern. Die beiden Italiener erhielten jeweils eine Sperre von einem Jahr. Und die Solidarität ihrer Kollegen. Die Spielergewerkschaft AIC will aus Protest sämtliche Spiele an diesem Wochenende verspätet starten lassen. Ganz schön peinlich. Die Regeln gelten für alle, so einfach ist das. Die Strafe sei übertrieben, hat Verbandspräsident Abete gesagt. Abete redet, als handele es sich um eine einfach Verspätung. Als seien zwei Jungs halt eine halbe Stunde zu spät zu einem Date erschienen. Mit welcher Entschuldigung eigentlich? Egal - es ist frappierend, dass Profifußballer so tun dürfen, als hätten sie keine Ahnung.
A propos frappierend: Die beiden Minister La Russa (Verteidigung) und Meloni (Jugend), die das Freundschaftsspiel Brasilien-Italien am 10. Februar abblasen wollen, weil Brasilien den in Italien (in Abwesenheit) verurteilten Ex-Terroristen Cesare Battisti nicht ausliefern will. Zur Erinnerung: Vor kurzem hatte Berlusconi den brasilianischen Kollegen Lula mit sämtlichen brasilianischen Milan-Spielern empfangen. Tja, die Politik macht eben mit dem Fußball, was sie will. Ministerin Giorgia Meloni hatte die aparte Idee, wenn die Azzurri trotzdem spielen wollten sollten sie gefälligst eine Trauerbinde tragen. Und der große Gigi Buffon hat der Ministerin geantwortet: "Trauer? Es handelt sich hier nicht um eine Tragödie, sondern um Verhandlungen zwischen zwei Staaten." Und um eine Möglichkeit, auf die unverschämteste Weise Propaganda zu machen.

Donnerstag, 29. Januar 2009

Il bello del calcio V

Nach 38 Tagen Verletzungspause kehrt Francesco Totti zurück und beschert der Roma ein Tor und eine Vorlage beim 2:1 gegen Palermo. Vierter Sieg, fünfter Platz. Inter marschiert mit 10 Mann und Mourinho auf der Tribüne (er futtert sizilianische Reisklößchen) 2:0 in Catania durch. Ibrahimovic ist wirklich nicht aufzuhalten, seine Kraft und sein Durchsetzungsvermögen sind beeindruckend. Sicher, er ist kein bisschen elegant, aber was macht das schon? Das ist seine Mannschaft ja auch nicht. Schade, dass die Juve beim 1:2 gegen Udinese so alt ausgesehen hat (vielleicht schafft sie es nicht ohne Del Piero?), so dass Inter ihren Vorsprung schon wieder auf sechs Punkte strecken konnte. Wenn das so weitergeht, wird's dann doch langweilig. Dabei wird der lustigere Fußball natürlich weiter unten gespielt. Beckham trifft schon wieder in Milan-Genoa 1:1, humpelt dann allerdings vom Platz. Will bei Milan bleiben. Bei Fiorentina-Napoli 2:1 geht es zur Sache - und natürlich bei Sampdoria-Lazio 3:1. Der römische Vorstadtklub hat in vier Tagen sieben Tore kassiert, mehr ist dazu nicht zu sagen. Außer, dass mein Freund Claudio, einer der besten Köche Roms, in seiner Küche am Pantheon einen Zeitungsausschnitt aufbewahrt. Es ist ein Artikel aus dem Messaggero vom letzten August. Titel: "Lazio, das ist dein Jahr." Claudio, Romanista sfegatato, hat ihn aufbewahrt, um ihn den Lazio-Anhängern unter seinen Kunden zu gegebener Zeit unter die Nase zu halten. Claudio! Es ist soweit. Aber vielleicht sollten wir noch ein paar Tage warten.

Mittwoch, 28. Januar 2009

Die Wut der Piazza

Wir warten darauf, dass Papst Benedikt XVI. erklärt, in welcher Funktion er den Holocaust-Leugner Richard Williamson wieder in den Schoß von Mutter Kirche aufgenommen hat. Als einfachen Gläubiger und Sünder? Oder als Bischof und Amtsbruder - Benedikt ist ja Bischof von Rom? Die israelischen Rabbiner wollen die Antwort lieber nicht abwarten und haben das Ende der Beziehungen zum Vatikan angekündigt. Der Vorsitzende der italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Bagnasco, hatte sich vor ein paar Tagen über die unangemessene Kritik von jüdischer Seite beklagt. Das ist alles unfassbar in einer Stadt, in der die Päpste als Herrscher Jahrhunderte lang die älteste jüdische Gemeinde der Diaspora systematisch gedemütigt und in ein Ghetto gesperrt haben. Nicht nur das: sie haben zugesehen, wie die Nazis 2000 jüdische Römer nach Auschwitz deportierten. Unfassbar, dass die Aussöhnung, die der Pole Wojtyla mit den Juden gesucht hat, jetzt von dem Deutschen Ratzinger verspielt wird, weil ihm offensichtlich ein paar reaktionäre schwarze Schafe wichtiger sind.
In Guidonia vor den Toren Roms haben Rechtsradikale Jagd auf Roma und Rumänen gemacht, nachdem vier junge Rumänen eine junge Italienerin vergewaltigt hatten. Die vier Täter und zwei Helfershelfer wurden Tage nach der Tat verhaftet. Die aufgebrachte Piazza versuchte, die Männer den Carabinieri zu entreißen. Mit den üblichen, ausländerfeindlichen Parolen. Der Minister für Vereinfachung, Roberto Calderoli von der Lega Nord, fordert die chemische Kastration für Vergewaltiger. Die Statistik sagt: 90 Prozent der Vergewaltigungen in Italien werden von Italienern verübt.

Montag, 26. Januar 2009

Oh Carla!





RAItre am Sonntag abend. Hier sagt Mme Sarkozy 1. dass sich die Politiker jede Menge Gedanken um uns machen und wir deshalb wirklich in gaaanz guten Händen sind und 2. dass man in 20 Jahren sagen wird: Mensch, der Sarkozy. Der hatte es aber raus. Wenn der nicht gewesen wäre!
Ahò Carla! Was wollen wir wetten?

Sonntag, 25. Januar 2009

Bella domenica

Die Roma gewinnt 3:0 in Neapel (Mexès, Juan, Vucinic) und beschert dem SSC Neapel damit die höchste Heimniederlage seit 1947 (?!), angeblich. Und das wäre eigentlich schon genug: gleichauf mit Napoli, die Champions-League-Zone zum Greifen nah, Totti genesen und auf der Bank. Schade nur, dass Panucci gehen wird. Er hat sich heute geweigert, auf der Bank Platz zu nehmen und zog direkt auf die Tribüne - und weil sein Vertrag im Sommer ausläuft, war's das dann wohl. Ziemlich undankbar von Seiten der Klubleitung übrigens, Panucci war immer eine Säule und machte verlässlich immer dann Tore, wenn die anderen einen schlechten Tag hatten. Also mit schöner Regelmäßigkeit.
Was ich aber eigentlich sagen wollte: Das Spiel des Tages war nicht Napoli-Roma, sondern Lazio-Cagliari 1:4. Eins zu vier!!! Dazu zwei von Rocchi und Zarate verschossene Elfmeter (Cagliari hatte einen verwandelt) und Platzverweis für einen weißblauen Ersatzspieler.
Delirium!

Freitag, 23. Januar 2009

Ohne Übersetzung

Vorigen Samstag hat Silvio Berlusconi bei einem Wahlkampfauftritt auf Sardinien einen Witz erzählt. Jedenfalls hielt er es für einen Witz. Ich werde ihn aus gegebenen Gründen nicht übersetzen. Der sogenannte Witz kursiert neben anderen sogenannten Witzen nämlich schon auf rechtsextremen Websites. Berlusconi machte seinen Witz über Juden in Vernichtungslagern.
http://www.repubblica.it/2009/01/sezioni/cronaca/barzellette-antisemite/barzellette-antisemite/barzellette-antisemite.html

Donnerstag, 22. Januar 2009

Neapel summt Puhdys

Es passieren merkwürdige Dinge in diesem Land. Der Regierungschef ruft spätabends in der Fußball-Brüllshow eines kleinen Privatsenders an, um dem Volk zu verkünden, dass Kakà bei Milan bleibt:





Der Parlamentsausschuss zur Kontrolle des Staatsfernsehens RAI wird aufgelöst, um den Vorsitzenden loszuwerden, der zwar ein Politiker der Opposition ist aber von den Regierungsparteien gewählt wurde, um der Oppositions eins auszuwischen.
Aber dann gibt es Neapel und das Kino "Modernissimo", wo "Die Legende von Paul und Paula" gezeigt wird, einer der schönste Liebesfilme aller Zeiten. Das Kino ist pickepackevoll mit Neapolitanern, die einen DDR-Film aus dem Jahre 1973 sehen wollen, in dem ein Mann auf der Treppe vor der Wohnung seiner Geliebten campiert, und dann mit der Axt ihre Wohnungstür einschlägt, damit sie ihn endlich erhört (wieso gibt es sowas eigentlich nur in alten DDR-Filmen?). Das neapolitanische Kino fiebert, lacht und schnieft. Beim Herausgehen summen alle dieses Lied von den Puhdys, mit dem der Film anfängt und aufhört. Und ein Signore zwischen 70 und 80 fragt mich leise: "Wo kann man denn diese Musik kaufen? Sie hat mich so bewegt."

Sonntag, 18. Januar 2009

Baptista!

1:o gegen Torino Calcio in der Nachspielzeit:

Samstag, 17. Januar 2009

Kakà-City

Der Wechsel von Kakà ins untere Mittelfeld der Premier League scheint perfekt zu sein, melden heute verblüffend übereinstimmend die Zeitungen.


http://www.sueddeutsche.de/sport/954/454636/text/

Was soll man dazu sagen? Non c' è più religione. Da kommt ein Scheich aus Dubai und kauft mit seinen Öldollars alles, was bei drei nicht auf dem Baum ist. Früher taten das die Italiener, mir fallen spontan ein paar Präsidenten ein, die exakt diese Strategie fuhren: Achille Lauro, Moratti, Berlusconi, zu schweigen von dem legendären Luciano Gaucci, der neben Gaddafi junior auch Birgit Prinz für seinen AC Perugia haben wollte und jetzt vor dem Haftbefehl wegen betrügerischem Bankrotts in die Karibik abgetaucht ist. Neben diesen Größen wirken die Scheichs von Manchester City doch ziemlich konservativ, um nicht zu sagen, zurückhaltend.

Kakà hat angeblich beim Training gestern geweint, weil er gar nicht weg will aus Mailand. Nun, 15 Millionen Euro im Jahr wären ein schönes Trostpflaster. Milan ohne Kakà ist schwer vorstellbar. Aber was soll man von Leuten halten, die Ronaldinho und Beckham anheuern, aber den einzigen aktiven Ausnahmespieler im Team (bei Pato warten wir noch ein bisschen) nach England ziehen lassen? Berlusconi soll bloß nichts von Krise und Sparen faseln - er hat sich in den Jahren als Regierungschef derart gesund gestoßen, dass er nicht mehr weiß, wohin mit dem Geld. Die Milan -Fans haben für heute abend in San Siro Rabbatz versprochen. Wir werden sehen.

Mittwoch, 14. Januar 2009

Auguri Belzebù

Giulio Andreotti wird heute 90 - und Webmaster Filippo wird elf, auguri Fili! Andreotti, der Mandarin, der Beelzebub, der Mephisto, der Machiavelli, der undurchsichtige Große Alte. Es gibt einige Feierlichkeiten zu seinem 90., nicht zu vergleichen mit dem Schmidteinander in Deutschland natürlich, aber es geht schon in Richtung Staatsmann. Im Fernsehen sowieso.
In der deutschen Presse wird an Andreottis Mafia-Prozesse erinnert, die Italiener erinnern vor allem an seine Rolle während der Entführung und Ermordung von Andreottis Parteifreund Aldo Moro. Andreotti vertrat damals eine ähnliche Haltung wie Schmidt bei Schleyer: Der Staat verhandelt nicht mit Terroristen. In Italien wird bis heute gemutmaßt, Andreotti habe Moro loswerden wollen und deshalb für ihn keinen Finger gerührt. Eine sehr beschränkte Sichtweise.

Genauso oberflächlich ist es, heute zu behaupten, Andreotti sei immer noch besser gewesen als Berlusconi. Sicher, gegenüber Andreotti wirkt Berlusconi erst recht vulgär. Der Alte hat sich nie bereichert, geht jeden Morgen zur Messe und ist heute noch in der Lage, Briefe in geschliffenem Latein zu verfassen. Andreotti ist ein Meister der feinen Ironie, Berlusconi liebt Altherren-Zoten.
Aber ist es nicht eher so, dass Andreottis Erste Republik den Boden für Berlusconi bereitet hat? Die Klientelwirtschaft, das Do-ut-Des mit den Paten, die Pflege der kulturellen Rückständigkeit durch die Mächtigen: das alles machte Andreottis Italien aus. Früher war die italienische Demokratie fragil. Heute ist sie vollkommen degeneriert.

Dienstag, 13. Januar 2009

Gott fährt Bus in Genua

Italiens Antiklerikale sind nicht besonders populär in diesen Zeiten. Noch nicht mal so populär wie der deutsche Papst, der auch nicht gerade einen vorderen Platz in der Beliebtheitsskala besetzt. Aber in Genua haben die Antiklerikalen jetzt einen kleinen Sieg errungen. Die "Union der Atheisten und rationalistischen Agnostiker" hat in der ligurischen Hafenstadt für 7000 Euro die Flächen zweier Autobusse gemietet, um dort ihren Slogan anzubringen: "Die schlechte Nachricht ist, dass es Gott nicht gibt. Die gute ist: Du brauchst ihn auch nicht." Das hat Theater gegeben, war ja klar. Und Genuas Bürgermeisterin Marta Vincenzi hat cool gekontert: "Wem das nicht passt, der kann ja den nächsten Bus nehmen." Grande Marta!

Montag, 12. Januar 2009

Schadensersatz von Schiedsrichtern

Unter


http://www.sueddeutsche.de/,tt7m1/sport/336/454021/text/


gibt es Neues über die Nachwehen des Großen Manipulationsskandals von 2006. Er wird uns noch Jahre beschäftigen!

Samstag, 10. Januar 2009

Der Vatikan und die Hausfrauen

Dass sich der Vatikan für Hausfrauen-Gehälter einsetzt, hat uns gerade noch gefehlt. Aber jetzt ist es soweit: Kardinal Ennio Antonelli, Beauftragter für die Familien (der Weltkirche natürlich, nicht der im Vatikan, da haben ja nur die Schweizergardisten Familie) hat erklärt, es sei "unverständlich, dass die Arbeit einer Haushaltshilfe weniger wert ist als die Arbeit einer Mutter." Deshalb hätten auch Hausfrauen ein Recht auf geldwerte Anerkennung.
Der Kardinal meint offensichtlich nicht die Hausfrauen im Vatikan. A propos: Wer macht da eigentlich sauber, so bei Papstens? Nonnen? (Können Nonnen Hausfrauen sein?) Der Kardinal meinte jedenfalls wohl die ITALIENISCHEN Hausfrauen, denn die italienische GLEICHBERECHTIGUNGSMINISTERIN Mara Carfagna hat ihm sofort geantwortet: "Gute Idee, Eminenz. Da werden wir jetzt mal ernsthaft drüber nachdenken." Ministerin Carfagna hat übrigens nie als Hausfrau gearbeitet, dafür aber als Nacktmodell.
Wieso, fragt man sich, setzt sich der Vatikan jetzt für italienische Hausfrauengesetze ein, wo er doch vorletzte Woche angekündigt hat, dass Italiens Gesetze im Kirchenstaat nicht mehr gelten? Hm. Und wer soll dieses Hausfrauengehalt zahlen? Die werktätigen Ehemänner, wie bisher? Oder der Staat? Vielleicht von den 50 Euro, die jeder Einwanderer für seine Aufenthaltserlaubnis zahlen soll, wenn es nach der Lega Nord geht? Sollen also dann die ausländischen Haushaltshilfen zum Gehalt für die italienische Hausfrau beitragen? Alles ist möglich.

Donnerstag, 8. Januar 2009

Lippi über Homosexuelle im Fußball

Marcello Lippi hat sich über Homosexuelle im Fußball geäußert. Dabei saß er übrigens auf einem lustigen Zebra-Sofa, aber das ist nur ein Detail. Lippi sagte in dem Interview mit dem Video-Dandy Klaus Davi, in 40 Jahren Profifußball sei ihm noch nie ein Schwuler begegnet. Genau aus diesem Satz machten die Nachrichtenagenturen ihre Schlagzeile und prompt gab es eine Entgegnung des Schwulenverbandes Arcigay, in der gemutmaßt wird, Lippi sei wohl taub und blind.
In Wirklichkeit sagt Lippi nicht, es gebe keine schwulen Profis. Er redet nur darüber, dass sich noch nie jemand geoutet hat, auch ihm gegenüber nicht. Weder in seiner Zeit als Spieler noch in vielen Berufsjahren als Trainer. Das Outing halte er auch heute noch für sehr schwierig im Profifußball, erklärt Lippi. Daran ist eigentlich nichts zu deuteln. Nationalspieler wie Cannavaro oder Gattuso etwa lassen keine Gelegenheit aus, schwulenfeindlich daher zu quatschen. Ihr Trainer Lippi sagt nun, er würde ganz sicher keinen Schwulen aus der Nationalelf ausgrenzen: "Sexualität ist doch Privatsache."

Mittwoch, 7. Januar 2009

Imageschaden

Fabio Cannavaro ist daneben getreten. Mal wieder. Der Postille "Chi", einer der vielen Gazetten aus einem der vielen Verlagshäuser Berlusconis, hat Cannavaro gesagt: "Ich glaube nicht, dass der Film "Gomorrha" als italienischer Beitrag für den Oscar zu einem guten Image Italiens in der Welt beiträgt. Man hängt uns schon so viele negative Dinge an." Cannavaro beklagt auch, dass er bei seinem Klub Real Madrid von Kollegen als "italiano, mafioso" gehänselt werde.
Da fragt man sich: Liegt das an Gomorrha? An Saviano? Oder vielleicht doch an jenen Jungs, die in Cannavaros Heimatstadt Neapel und ihr Hinterland seit Jahrzehnten terrorisieren? Vor ein paar Wochen war ich in Savianos Heimatstadt Casal di Principe. Da reden viele wie Cannavaro. Sie sagen: "Saviano hat unser Image zerstört." In der Gegend um Casal di Principe gab es 2008 in fünf Monaten 18 Camorra-Morde.
Cannavaro redet nicht einfach nur dumm daher. Der Kapitän der Nationalmannschaft spricht aus, was man in Berlusconistan denken soll. Cannavaros Gequatsche ist hier Mainstream. Gefragt, was er von den in Spanien regulären Lebenspartnerschaften von Homosexuellen halte, sagte er Chi: "Was das angeht, bin ich Italiener."
Moment. Sind alle, die nicht so reaktionär ticken wie Cannavaro, etwa keine Italiener? Sind Homosexuelle keine Italiener? Hatten wir das nicht schonmal?
Übrigens gewann Italien damals zwei Fußball-Weltmeisterschaften.
Man sollte Unterschriften für Cannavaros Rücktritt als Kapitän sammeln. Immerhin schadet dieser Mann dem Image Italiens. Oder verkörpert er es einfach nur? Vielleicht sogar perfekt.

Samstag, 3. Januar 2009

Das fängt ja gut an II

In Neapel ist in der Silvesternacht ein 24-Jähriger ums Leben gekommen. Als er auf den Balkon seiner Wohnung trat um den kleinen Bruder ins Haus zu rufen, traf in eine Pistolenkugel durchs Auge ins Gehirn. Der tödliche Schuss stammte offenbar aus der Waffe einer 23-Jährigen. Die junge Frau, Tochter eines Camorra-Bosses, hatte in die Luft geballert, um das neue Jahr zu begrüßen. Jetzt wird sie von der Polizei gesucht. Der Vorfall ereignete sich mitten in Neapel, in den Quartieri Spagnoli gleich hinter der Piazza Plebiscito. Offensichtlich gehört es dort zum guten Ton, ein bisschen auf der Straße herumzuballern.
Vor einiger Zeit war ich wegen einer Geschichte in den Quartieri Spagnoli. Ein Polizist hatte mich mit dem Hinweis dorthin geschickt, die Tochter eines Bosses feiere gerade ihre Hochzeit. Das zu sehen, sei doch für Ausländer sicher interessant. Der Polizist entschuldigte sich dafür, dass er nicht mitkommen könnte. Ich ging also allein los. Aber ich kam nicht weit. Die Straße, in der die Hochzeit gefeiert wurde, war weiträumig abgesperrt. Überall waren Wachposten aufgestellt, die sehr sichtbar gut bewaffnet waren. Ich entschied, dass diese Hochzeit für Ausländer doch nicht so interessant sein würde und trollte mich.

Freitag, 2. Januar 2009

Das fängt ja gut an

Gianna Nannini prostet um Mitternacht Gianni Alemanno zu. Gianna und Gianni stehen auf einer Bühne vor dem Kolosseum in Rom. In der Silvesternacht, ich bitte um Entschuldigung für den verspäteten Eintrag. Gianni ist Bürgermeister von Rom, früher war er mal Neofaschist aber heute natürlich ü-ber-haupt nicht mehr. Kein bisschen! Gianna war früher mal Bürgerschreck aber heute... Heute ist sie eine schlecht gekleidete Fünfzigerin, die mit Gianni Alemanno Mitternachtssekt trinkt. That's Italy! Alles ist möglich.
Bei Alitalia steigt jetzt mit 25 Prozent Air France ein. Das wäre auch vor einem Jahr schon möglich gewesen aber damals machte Silvio Berlusconi Wahlkampf mit dem Slogan: unsere Fluglinie muss italienisch bleiben. Alitalia den Italienern! Bloß keine Franzosen! Berlusconi gewann die Wahlen, die Franzosen blieben draußen und die italienischen Steuerzahler kippten in ihre italienische Alitalia weitere drei Milliarden Euro. Dafür flog sie höchst unregelmäßig. Dass soll jetzt aber anders werden, weil Air France einsteigt. Alles ist möglich. Auch im neuen Jahr.