Donnerstag, 29. April 2010

Passiert ist..

...mein Fehlgriff, während ich versuchte, Davide zu antworten, der sich über einen Artikel über Balotelli in 11 Freunde beschwerte. Zu Recht, finde ich. Über rassistische Ausfälle gegen Balotelli habe ich selbst immer wieder geschrieben, es stimmt aber einfach nicht, dass der Spieler (den der Autor merkwürdigerweise mit einem Wildpferd vergleicht) im Halbfinal-Hinspiel von seinem eigenen Publikum wegen seiner Hautfarbe ausgebuht wurde. Es stimmt außerdem nicht, dass sich keiner schützend vor ihn gestellt hat (Moratti zum Beispiel). Balotelli war gestern auch in Barcelona mit von der Truppe (zum Rückspiel hier ein weiterer, von Klischees triefender "Freunde"-Text), auf dem heimatlichen Flughafen Malpensa forderten ihn die Interisti bei der Rückkehr auf, bloß bei Inter zu bleiben. Wie gesagt, das ist wirklich nicht mein Klub und Inter hat leider ebenso wie die Roma genügend rechte Idioten in der Kurve. Aber es ist nicht Rassismus, was in einem Halbfinal-Nervenkrimi den Spieler der eigenen Mannschaft wegen offenkundiger Leistungsverweigerung beschimpft. Und Balotellis Ausraster reflexartig auf sein feindliches Umfeld zurück zu führen, ist nun wirklich Dreigroschen-Psychologie.

Mea culpa

Den falschen Knopf gedrückt und alle Kommentare sind weg! Asche auf mein Haupt!!! (Es müsste aber jetzt trotzdem wieder funktionieren, nur ist das jetzt ein Blog ohne Gedächtnis...)

Mittwoch, 28. April 2010

Camp Mou

In diesem Leben werde ich kein Inter-Fan. Aber ich oute mich gern als ein Fan von José Mourinho. Erstens ist José Mourinho konkurrenzlos der interessanteste Mann der Serie A. Alle anderen machen einen auf Amico, er aber gibt stoisch den Kotzbrocken. Und das sehr sympathisch. In der Schurkenrolle ist Mourinho eigentlich unwiderstehlich im Gegensatz etwa zu Louis Van Gaal. Der ist ein Feldwebel ohne Charme. Er erinnert mich frappierend an Fabio Capello. Bei dem hatte ich immer Angst, er würde beißen.
Wo waren wir stehen geblieben? José Mourinho ist ein hervorragender Trainer. Er hat vor dem Hinspiel gegen Barcelona im Gegensatz zu seinem Kollegen Guardiola sehr gründlich seine Hausaufgaben gemacht. Vor dem Rückspiel idem. Mourinho hat gezeigt, dass die beste Mannschaft der Welt nicht überall auf der Welt die beste Mannschaft sein muss. In Barcelona hat man darauf nicht sehr sportlich reagiert. Sie sind da sauer auf Mourinho, der für Barca mal als Dolmetscher gerabeitet hat und sich jetzt erdreistet, ihnen die Copa wegzunehmen. Der Schurke! Es ist ja so einfach wie es banal ist, in diesem Halbfinale für Barcelona zu sein. So banal wie das Klischee vom göttlichen Offensivfußball gegen die finsteren italienischen Betonmaschinen. Hartnäckig hält sich das, als wenn es niemals die drei Tore in San Siro gegeben hätte. Aber es gibt keinen Stammplatz als Champions-League-Sieger, noch nicht mal für Messi. Inter wartet seit 38 Jahren auf den Einzug ins Finale. Und ich glaube, sie wissen ziemlich genau, wie sie es schaffen könnten. Mauern. Und kontern, kontern, kontern. Sicher, Barcelona kann heute abend 2:0 gewinnen, alles ist noch offen. Mourinho fürchtet den Effekt des Publikums im größten Stadion Europas. Aber es ist unwahrscheinlich, dass Inter sich vorführen lässt wie die Boygroup von Arsenal.

Dienstag, 27. April 2010

Pressefreiheit

Wenn es um Pressefreiheit in Italien geht, wird das im Ausland allzu oft reflexhaft auf Berlusconis Kontrolle des Staatsfernsehens bezogen. Dabei wird aber vergessen, dass Berlusconi auch in der Kinofilmproduktion und im Verleih die Nummer eins ist und dass ihm außerdem die Verlagshäuser Sperling & Kupfer, Mondadori, Einaudi und der Kunstbuchverlag Electra gehören. Der Mann ist Italiens Kulturindustrieller Nummer Eins.
Trotzdem ist Berlusconi nicht die größte Gefahr für die Pressefreiheit in Italien. Das ist nämlich die Mafia. In weiten Teilen Süditaliens müssen Journalisten um Leib und Leben fürchten, wenn sie über die Banden der organisierten Kriminalität berichten. Der bekannteste von ihnen ist Roberto Saviano. Er führt seit dem Welterfolg von Gomorrha das Leben eines Gefangenen. Gomorrha erschien im Berlusconi-Verlag Mondadori und verkaufte sich sechs Millionen Mal. Jetzt hat Berlusconi Roberto Saviano attackiert: Er mache Werbung für die Mafia.

Donnerstag, 22. April 2010

Der Fall Balotelli

Die FR bemüht sich wie üblich politisch korrekt, einen Zusammenhang zwischen Rassismus und Balotellis eklatanter Arbeitsverweigerung im Halbfinale gegen Barcelona zu sehen. Um nicht etwa dem Spieler, sondern Fans und Klub ein "Armutszeugnis in der Pokalnacht" auszustellen. In Wirklichkeit war Balotellis Benehmen ein Armutszeugnis für einen hoch talentierten aber leider vollkommen disziplinlosen Fußballer. Fußball ist ein Mannschaftssport und in der letzten Viertelstunde eines CL-Halbfinals kann man nicht die Diva geben, um damit den Sieg der eigenen Mannschaft zu gefährden. Darauf haben die Inter-Fans reagiert. Was zum Teufel hat das mit dem Scheitern der italienischen Einwanderungspolitik zu tun?
Das rassistische Gebrülle gegen Balotelli ist zu verurteilen. Aber man muss sein zutiefst unsportliches Verhalten beim Namen nennen dürfen. Mourinho (weiß Gott kein Rassist) hat es auf den Punkt gebracht: Alle haben sich am Dienstag Abend für Inter verausgabt. Nur einer nicht.

Mittwoch, 21. April 2010

Grüße aus Mailand

Von wegen Spielverderber. Inter hat heute Abend im schier überbordenden Meazza-Stadion gezeigt, wie man Messi verblassen lassen kann: Mit einer hoch konzentrierten Mannschaftsleistung. In der letzten Viertelstunde wurde es dann allerdings sehr eng für Inter. Mourinho stellte klar, warum: "Wir hatten uns alle tot gearbeitet, ich war auch völlig am Ende, obwohl ich doch gar nicht gespielt habe. Dann kam Balotelli als letzter Wechsel und tat so, als ob ihn das Spiel überhaupt nichts anginge." Wie Mario Balotelli dafür vom eigenen Publikum ausbebuht und beschimpft wurde, das war beim Stand von 3:1 schon einmalig.

Montag, 19. April 2010

Il bello del calcio XX

Wir leben in einer Stadt, in der die Linienbusse mit der Endhaltestelle FORZA ROMA fahren, gesehen heute nacht auf der Piazza Venezia. Wir leben leider auch in einer Stadt, in der üblichen Delinquenten gegnerische Fans niederstechen (ein Laziale schwebt in Lebensgefahr) und Feuerwerkskörper in fahrende Autos werfen (eine Mutter konnte sich mit ihren zwei Kindern gerade noch aus dem brennenden Fahrzeug retten).
Wir leben in einer Stadt mit Julio Sergio, der einen Elfmeter pariert, Mirco Vucinic, der zwei Tore schießt, Claudio Ranieri, der Totti und De Rossi zur Halbzeit auswechselt, damit die Roma endlich Fußball spielt. Und wir leben in einer Stadt mit Luca Toni, der im Derby als 12. Mann für Lazio spielt, bis ihm sein eigener, entnervter Teamkollege Menez den Ball vom Fuß nimmt, für mich eine der besten Szenen des ganzen Spiels. Toni, lass dir den Schnurrbart wieder wachsen und werde endlich Dorfpolizist. Das steht dir besser!

Sonntag, 18. April 2010

Grazie Vulcano...

...der du Regierungschefs und sogar Fußballer mit dem Bus fahren lässt und die ganze Lächerlichkeit unseres Mobilitätswahnsinns entlarvst. Taxifahrten über tausende von Kilometern, Nervenzusammenbrüche auf den Flughäfen, groteskes Nichteinsehenwollen. Was soll's so ein Vulkan ist uns einfach über. Wenn nichts mehr geht, kann man sich endlich auf die Wiese setzen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen.
Ein Hoch auf Island: Erst die Bankenpleite, dann der Vulkanausbruch. Die zeigen uns allen, wo es lang geht.

Dienstag, 13. April 2010

Primi

Und das mit dem billigsten Torwart der Serie A: Julio Sergio bekommt genau 450.000 brutto im Jahr. Ob Toni sich an ihm ein Beispiel nehmen möchte?

Montag, 5. April 2010

Vor einem Jahr...

...bebte die Erde in L'Aquila. Seither ist dort vieles passiert: Ein G-8-Gipfel, neue Wohnungen für 14.700 Menschen. Aber die Stadt liegt immer noch in Trümmern.