Samstag, 28. Februar 2009

Addio Romanista

"Il Romanista", www.ilromanista.it, die Tageszeitung über den AS Rom, wird morgen zum letzten Mal erscheinen. Nach über vier Jahren gibt es für dieses einmalige Projekt kein Geld mehr. Heute wurde "Il Romanista" für eine Zehn-Euro-Spende verkauft, der Verein "Freunde des Romanista" soll die Zeitung retten. Totti ist eingetreten und hat angekündigt, eine Ausgabe zu garantieren. Eine einzige Ausgabe. Die Zeitung war unabhängig, das ist jetzt ihr Problem. Sicher, Totti wurde nie kritisiert. Die Klubführung, der Trainer und andere Spieler schon. Der Romanista zählte die Tage seit der Gründung der Roma, 29803 sind es heute. Er brachte auf 20 Seiten alles über die Roma, wenig über die anderen, etwas über das Leben in der Stadt. Fast alles wurde für wenig Geld von jungen Leuten geschrieben, die es wichtig fanden, für ein publizistisches Gegengewicht zur "Gazzetta" zu arbeiten. Die größte Sporttageszeitung wird von Juve, Inter und Milan dominiert. Andererseits berichtet der "Corriere dello Sport" ausführlich über Roma, Fiorentina, Napoli. Auch der "Messaggero" hat einen hervorragenden Sportteil, Roma-zentrisch natürlich. Trotzdem denke ich heute: Hätte ich doch jeden Tag den "Romanista" gekauft. Das denken wahrscheinlich viele. Die es dann aber doch nicht getan haben. 

Freitag, 20. Februar 2009

Berlusconi schaudert's

Berlusconi fand das Spiel seiner Mannschaft gegen Werder Bremen "schauderhaft." Was er wohl sagen würde, wenn er der Eigentümer von Werder wäre? Bei Milans B-Mannschaft hatte man wenigstens noch das Gefühl, die können Fußball spielen. Jedenfalls werden nach dem 1:1 von Bremen jetzt die Rufe nach Ancelottis Rausschmiss lauter. Leonardo soll ihn ersetzen oder Donadoni. Zwei frühere Milan-Spieler, genau wie Ancelotti. Donadoni ist allerdings schon dabei erwischt worden, dass er für die Vorwahlen der Demokratischen Partei in der Schlange stand. Nun, die Demokraten lösen sich gerade auf. Schaut ganz so aus, als hätte Berlusconi bald überhaupt keine Opposition mehr. Und dann könnte auch Donadoni Milan-Trainer werdden.

Mittwoch, 11. Februar 2009

Ferrari und Dampflok

Das Luxus-Freundschaftsspiel Brasilien-Italien in London gestern abend wirkte wie ein Duell zwischen Ferrari und Dampflok. Die Italiener ließen sich von der Milan-Reserve Ronaldinho, von Robinho und sogar von dem massigen Adriano regelrecht austanzen. Robinho spielt bei Manchester City. Kakà, der da nicht hinwollte, fiel gestern aus.
Es war viel Serie A auf dem Platz: Julio Cesar, Adriano und Maicon von Inter, Juan (und kurz vor Schluss eingewechselt) Baptista von der Roma, Ronaldinho, Pato, Thiago Silva von Milan, Felipe Melo von der Fiorentina. Der einzige Lichtblick bei den Italienern neben dem zu Unrecht abgepfiffenen Grosso-Tor: Milans Zambrotta. Wurde sehr wach und sehr findig, nachdem ihn Robinho einmal entsetzlich ausgetrickst hatte. Die beiden Bayern Lucio und Toni gerieten hart aneinander. Ach, Toni... Wie er den Ball mit offenen Armen fing, kurz und herzlich an sich drückte, fallen ließ, ihn ins Tor beförderte und dann mit großen, staunenden Augen sehr knapp gegen die Annullierung protestierte...Der Rest war Schweigen und Toni immer noch besser als Gilardino. Brasilien gewann mit zwei atemberaubenden Kontertoren. Eisenherz Lippi versprach, nächstes Jahr würde seine Mannschaft diese Selecao schon einholen. Als wenn eine Dampflok mit einem Ferrari gleichziehen könnte.

Montag, 9. Februar 2009

Il bello del calcio VI

An der Piazza San Lorenzo in Lucina hängt eine Lampe im Schaufenster, wie ich sie schon lange suche. Die Lampe hat nur ein Problem: Sie schimmert außen bläulich. Und innen strahlt sie weiß.
- Das ist der Lichteinfall, sagt der Verkäufer. In Wirklichkeit ist sie einfach nur weiß. - Er holt den Katalog hervor. Darin ist die Lampe einfach nur weiß.
Der Verkäufer sagt: Außen Himmelblau und innen weiß geht hier nämlich gar nicht.


Sonntag, 8. Februar 2009

Ping pong!

Eine kürze Würdigung der Tatsache, dass sich 1500 festlich gekleidete Menschen in der Oper von Neapel zu einer standing ovation erheben,begleitet von dem Ruf: Es lebe die Verfassung! Beides, der Applaus und die Rufe, gelten dem Staatspräsidenten Napolitano, der sich geweigert hat, eine nicht verfassungskonforme Notverordnung von Regierungschef Berlusconi zu unterschreiben. Berlusconi wollte damit ein Urteil des Kassationsgerichtes aushebeln, mit dem einem Vater erlaubt wurde, seiner seit 17 Jahren im Koma liegenden Tochter das Sterben zu ermöglichen. Berlusconi ging so weit zu behaupten, die heute 38-Jährige Komapatientin sei durchaus in der Lage, Kinder zu bekommen. Er warf dem Präsidenten Hilfe zur Euthanasie vor und bezeichnete die Verfassung als Konstrukt der Sowjets (weil in der verfassungsgebenden Versammlung 1948 nicht die heute wieder modernen Faschisten am Werk waren). Berlusconi will jetzt die Verfassung ändern und vorher in drei Tagen ein Gesetz durch das Parlament peitschen, das den Tod der Komapatientin verhindern soll. Die alten Männer im Vatikan applaudieren nicht dem Staatspräsidenten. Sondern Berlusconi.
Man fragt sich, wieso Italien überhaupt noch ein Parlament braucht, noch dazu das mit den meisten und bestbezahlten Parlamentariern der Welt. Eine Quatschbude, sagte schon Mussolini.
Eigentlich soll es aber heute gar nicht darum gehen. Sondern um Berlusconis Intimfreund Marcello dell'Utri einen Bücherfreund aus Sizilien, der wegen Mafiaverbindungen schon das eine oder andere Gerichtsurteil kassiert hat. Dell'Utri hat die italienischen Tischtennisvereine unterwandert. Systematisch. Und unbemerkt von der Öffentlichkeit. Dell'Utris "Forza-Italia-Klubs" pumpten jede Menge Geld ins Pingpong. Letztes Jahr gewann einer dieser rechten Tischtennisklubs die Meisterschaft. Jetzt ist dell'Utri das Geld ausgegangen. Die Spieler und ihr chinesischer Trainer streiken. Der amtierende italienische Tischtennismeister erscheint einfach nicht mehr zu den Spielen. Das hat natürlich nichts mit der Sowjet-Verfassung zu tun. Gar nichts.

Freitag, 6. Februar 2009

Der Boxer


Heute ist ein grauer Tag. Der richtige Tag für einen Besuch beim Boxer im Palazzo Massimo. Der Boxer trägt Narben im Gesicht und Handschutz aus Pelz und Leder. Er ist 2100 Jahre alt und sehr athletisch. Wir sehen uns so ein, zweimal im Jahr. Und damit ist der graue Tag für mich gerettet.

Donnerstag, 5. Februar 2009

Kann Beckham Fußball spielen?

Doch, kann er. Natürlich ist er kein Überflieger. Aber nützlich für die Mannschaft, wie das immer so schön heißt. Nützlicher als Ronaldinho. Man darf sich selbstverständlich weiterhin fragen, warum ein Fußballer, der zwar nicht viel verkehrt macht aber auch ganz offensichtlich kein Genie ist, solch' ein Superstar werden kann. Aber mal ehrlich: gilt das nicht für verdammt viele Bereiche?

http://www.sueddeutsche.de/sport/515/457176/text/

Dienstag, 3. Februar 2009

Ein Streich dummer Jungen

Drei junge Männer, einer von ihnen minderjährig, saufen und kiffen, streifen nachts durch den Küstenort Nettuno bei Rom, erspähen einen jungen Inder, der auf einer Parkbank schläft. Die drei Italiener übergießen den schlafenden Inder mit Benzin und zünden ihn an. "Wir wollten nur unseren Spaß haben", sagen sie nachher. Ihr Opfer erleidet schwerste Verbrennungen, die Ärzte geben ihm eine Überlebenschance von 40 Prozent. Die Mutter des minderjährigen Täters sagt in Zeitungsinterviews, ihr Sohn sei kein Rassist, zumal sie ja auch mit einem Tunesier verheiratet sei. Kein Rassismus, glaubt auch der Innenminister und kündigt an: Wir müssen böse zu den Illegalen sein.
Das Opfer von Nettuno ist ein Illegaler. Der Senatspräsident hat ihn im Krankenhaus besucht und ihm eine Arbeit versprochen. Wenn er durchkommt. Der Staatspräsident hat gesagt, die grauenhafte Tat von Nettuno sei kein Einzelfall, sondern ein Symptom für den immer weiter grassierenden Rassismus.
Es ist ein schwerwiegender Irrtum zu glauben, ein Mordanschlag aus Langeweile sei nicht so kriminell wie ein Mordanschlag aus Rassismus. Oder ist es etwa tröstlich sich vorzustellen, die drei jungen Italiener aus Nettuno hätten auch einen Italiener auf der Parkbank angezündet? Sich aus Langeweile an den Schwachen zu vergehen, das ist der Abgrund.