Freitag, 21. Mai 2010

"Mutti Merkel"

...soll uns allen die Ohren langziehen wie der schneidige van Gaal mit seinen Spielern, meint sz-online. Ich kann nur sagen: Wenn van Gaal jemals regieren sollte, gebe ich sofort meinen deutschen Pass zurück. Aber vielleicht erledigen sich solch seltsame
journalistische Verknüpfunge ja von selbst, wenn die Bayern morgen verlieren. Und dann zünde ich in der Theatinerkirche eine Kerze an.

Montag, 10. Mai 2010

Gens Totti

Seit Mittwoch kannte Rom kein anderes Thema als Tottis böses Foul gegen Balotelli im Pokalfinale gegen Inter. Sogar in der großen Caravaggio-Ausstellung auf dem Quirinal konnte man 80Jährige Damen angesichts des Baccus mit dem Früchtekorb flüstern hören..."was Totti da getan hat: Semplicemente terribile!" Es ist nicht so richtig übertrieben, wenn man behauptet, dass die Römer sich schämten für Totti. Dann kam der Sonntag mit Roma-Cagliari, letztes Heimspiel einer wirklich aufregenden Saison. Und die Leute gingen in Totti-Trikots ins Stadion. Zum Aufwärmtraining klang aus dem Stadionlautsprechern "Anch'io sono Francesco." Tottis Frau Ilary präsentierte ihre beiden Kinder wie Cornelia, Mutter der Gracchen. Sie hielt ein Spruchband hoch: "Totti diskutiert man nicht, den liebt man." Semplicemente incredibile!
Die Roma machte eine maue erste Halbzeit und irgendwann ging Cagliari in Führung. In Mailand gewann Inter gegen Chievo und es sah eine ganze Weile so aus, als hätten sie die Meisterschaft schon gewonnen. Dann kam Totti. Verschoss einen Riesenball frei vorm Tor und traf kurz darauf zum Ausgleich. Erwischte den Pfosten. Verwandelte einen Elfmeter in das Siegtor. Und da, spätestens da, hatte Rom Totti verziehen. Wo sind die Leute, die immer noch behaupten, Rom sei eine katholische Stadt? Die einzige römische Religion heißt Fußball und Totti ist ihr Prophet.

Freitag, 7. Mai 2010

Verschwörungstheorien...

...sind offenbar doch keine italienische Spezialität. Da vermutet Uli Hoeneß finstere italienische Mächte hinter der Endspiel-Sperre für Ribéry. Genau wie die Italiener die finsteren Mächte des Nordens hinter dem knappen Bayern-Sieg durch höchst merkwürdige Schiedsrichterentscheidungen gegen den AC Florenz in München wähnten. Und sogar Michel Platini verdächtigten, den Franzosen mit italienischen Wurzeln. Was soll man dazu sagen? Ein Tor ist ein Tor (nicht wahr, Klose?) und eine Sperre ist eine Sperre.

Mittwoch, 5. Mai 2010

Inter uno titulo

Inter-Roma 1:0 also. Eine über weite Strecken spannende, immer umkämpfte Partie, in der Inter (was man übrigens schon vorher wusste) die physisch und technisch überlegene Mannschaft war, die Roma aber durchaus mithalten konnte, einige sehr schöne Kombinationen zeigte und jede Menge Chancen vergab. Bester Mann der Römer: Taddei. Inter ohne Lucio ist nicht ganz dieselbe, der Ausfall von Sneijder nach nur fünf Minuten kam hinzu.
Was von dieser Partie bleibt: Das Siegestor von Milito nach einem beeindruckenden Sprint von der Mittellinie, dem maradonesken Umschiffen zweier Gegenspieler, dem kraftvollen Abzug in die linke Ecke. Ein Traumtor, ein wunderbarer Spieler.
Und der Aussetzet von Totti. Nach einer Halbzeit auf der Bank trat der Roma-Kapitän nervös an und wurde von Minute zu Minute aggressiver und hysterischer. Sein Foul gegen Balotelli kurz vor Schluss ist unverzeihlich. Totti wurde vom Platz gestellt aber in der Kurve war seine fatale Botschaft sicher schon angekommen - dass man im Zweifel eben Balotelli verprügelt. Sehr, sehr übel. In einer Partie, zu deren Sicherheit angesichts drohender Krawalle 1500 Polizisten abgestellt wurden, kann man sich solche Ausfälle nicht erlauben. Es ist keine Schande, gegen Inter ein Finale zu verlieren - auf diese Weise wird es allerdings wirklich unwürdig. Totti war heute abend in jeder Beziehung eine Riesenenttäuschung für sein Publikum.
Balotelli hingegen hat seine blamable Vorstellung gegen Barcelona vergessen lassen. Für seine sehr ordentliche, konzentrierte Partie bekam er Applaus vom Publikum, von der Mannschaft, von Mourinho. Er wurde gegen Sneijder eingewechselt und hat seine Chance bestens genutzt.

Montag, 3. Mai 2010

Zwei haben gespielt

Muslera und Hitzlsperger wollten sich nicht zu Statisten einer grotesken Vorstellung herabwürdigen lassen. Und das, obwohl dem Lazio-Torwart von der eigenen Kurve Prügel angedroht wurde. Muslera hielt dennoch tapfer, was zu halten war. Und für die beiden Tore von Samuel und Thiago Motta konnte er nichts. Zwei haben gespielt (Hitlzperger erst ab der 61.), die anderen neun Laziali boten ein würdeloses Schauspiel: Ein Freundschaftsmatch gegen Inter am drittletzten Spieltag unterstützt von 45.000 Lazio-"Tifosi", die ihre Mannschaft anfeuerten, gefälligst zu verlieren. Das hätte Lazio wohl ohnehin getan, nicht umsonst stehen sie 36 Punkte hinter Inter (34 hinter der Roma). Diese Mannschaft hat eigentlich gar nichts zu verschenken. Und deshalb wollen wir ihre offensichtliche Unfähigkeit, ihre entwaffnende Demotivation auch so bewerten: Sie können es halt nicht besser. Ein einziges Saisonziel haben sie (der Klassenerhalt ist noch nicht sicher aber wen interessiert's?): Die Roma nicht Meister werden zu lassen.
Vielleicht erreichen sie es. Aber die beeindruckende Aufholjagd der Roma wird hinter der peinlichen Verlierershow gestern abend nun wirklich nicht verblassen.

Sonntag, 2. Mai 2010

Donnerstag, 29. April 2010

Passiert ist..

...mein Fehlgriff, während ich versuchte, Davide zu antworten, der sich über einen Artikel über Balotelli in 11 Freunde beschwerte. Zu Recht, finde ich. Über rassistische Ausfälle gegen Balotelli habe ich selbst immer wieder geschrieben, es stimmt aber einfach nicht, dass der Spieler (den der Autor merkwürdigerweise mit einem Wildpferd vergleicht) im Halbfinal-Hinspiel von seinem eigenen Publikum wegen seiner Hautfarbe ausgebuht wurde. Es stimmt außerdem nicht, dass sich keiner schützend vor ihn gestellt hat (Moratti zum Beispiel). Balotelli war gestern auch in Barcelona mit von der Truppe (zum Rückspiel hier ein weiterer, von Klischees triefender "Freunde"-Text), auf dem heimatlichen Flughafen Malpensa forderten ihn die Interisti bei der Rückkehr auf, bloß bei Inter zu bleiben. Wie gesagt, das ist wirklich nicht mein Klub und Inter hat leider ebenso wie die Roma genügend rechte Idioten in der Kurve. Aber es ist nicht Rassismus, was in einem Halbfinal-Nervenkrimi den Spieler der eigenen Mannschaft wegen offenkundiger Leistungsverweigerung beschimpft. Und Balotellis Ausraster reflexartig auf sein feindliches Umfeld zurück zu führen, ist nun wirklich Dreigroschen-Psychologie.

Mea culpa

Den falschen Knopf gedrückt und alle Kommentare sind weg! Asche auf mein Haupt!!! (Es müsste aber jetzt trotzdem wieder funktionieren, nur ist das jetzt ein Blog ohne Gedächtnis...)

Mittwoch, 28. April 2010

Camp Mou

In diesem Leben werde ich kein Inter-Fan. Aber ich oute mich gern als ein Fan von José Mourinho. Erstens ist José Mourinho konkurrenzlos der interessanteste Mann der Serie A. Alle anderen machen einen auf Amico, er aber gibt stoisch den Kotzbrocken. Und das sehr sympathisch. In der Schurkenrolle ist Mourinho eigentlich unwiderstehlich im Gegensatz etwa zu Louis Van Gaal. Der ist ein Feldwebel ohne Charme. Er erinnert mich frappierend an Fabio Capello. Bei dem hatte ich immer Angst, er würde beißen.
Wo waren wir stehen geblieben? José Mourinho ist ein hervorragender Trainer. Er hat vor dem Hinspiel gegen Barcelona im Gegensatz zu seinem Kollegen Guardiola sehr gründlich seine Hausaufgaben gemacht. Vor dem Rückspiel idem. Mourinho hat gezeigt, dass die beste Mannschaft der Welt nicht überall auf der Welt die beste Mannschaft sein muss. In Barcelona hat man darauf nicht sehr sportlich reagiert. Sie sind da sauer auf Mourinho, der für Barca mal als Dolmetscher gerabeitet hat und sich jetzt erdreistet, ihnen die Copa wegzunehmen. Der Schurke! Es ist ja so einfach wie es banal ist, in diesem Halbfinale für Barcelona zu sein. So banal wie das Klischee vom göttlichen Offensivfußball gegen die finsteren italienischen Betonmaschinen. Hartnäckig hält sich das, als wenn es niemals die drei Tore in San Siro gegeben hätte. Aber es gibt keinen Stammplatz als Champions-League-Sieger, noch nicht mal für Messi. Inter wartet seit 38 Jahren auf den Einzug ins Finale. Und ich glaube, sie wissen ziemlich genau, wie sie es schaffen könnten. Mauern. Und kontern, kontern, kontern. Sicher, Barcelona kann heute abend 2:0 gewinnen, alles ist noch offen. Mourinho fürchtet den Effekt des Publikums im größten Stadion Europas. Aber es ist unwahrscheinlich, dass Inter sich vorführen lässt wie die Boygroup von Arsenal.

Dienstag, 27. April 2010

Pressefreiheit

Wenn es um Pressefreiheit in Italien geht, wird das im Ausland allzu oft reflexhaft auf Berlusconis Kontrolle des Staatsfernsehens bezogen. Dabei wird aber vergessen, dass Berlusconi auch in der Kinofilmproduktion und im Verleih die Nummer eins ist und dass ihm außerdem die Verlagshäuser Sperling & Kupfer, Mondadori, Einaudi und der Kunstbuchverlag Electra gehören. Der Mann ist Italiens Kulturindustrieller Nummer Eins.
Trotzdem ist Berlusconi nicht die größte Gefahr für die Pressefreiheit in Italien. Das ist nämlich die Mafia. In weiten Teilen Süditaliens müssen Journalisten um Leib und Leben fürchten, wenn sie über die Banden der organisierten Kriminalität berichten. Der bekannteste von ihnen ist Roberto Saviano. Er führt seit dem Welterfolg von Gomorrha das Leben eines Gefangenen. Gomorrha erschien im Berlusconi-Verlag Mondadori und verkaufte sich sechs Millionen Mal. Jetzt hat Berlusconi Roberto Saviano attackiert: Er mache Werbung für die Mafia.

Donnerstag, 22. April 2010

Der Fall Balotelli

Die FR bemüht sich wie üblich politisch korrekt, einen Zusammenhang zwischen Rassismus und Balotellis eklatanter Arbeitsverweigerung im Halbfinale gegen Barcelona zu sehen. Um nicht etwa dem Spieler, sondern Fans und Klub ein "Armutszeugnis in der Pokalnacht" auszustellen. In Wirklichkeit war Balotellis Benehmen ein Armutszeugnis für einen hoch talentierten aber leider vollkommen disziplinlosen Fußballer. Fußball ist ein Mannschaftssport und in der letzten Viertelstunde eines CL-Halbfinals kann man nicht die Diva geben, um damit den Sieg der eigenen Mannschaft zu gefährden. Darauf haben die Inter-Fans reagiert. Was zum Teufel hat das mit dem Scheitern der italienischen Einwanderungspolitik zu tun?
Das rassistische Gebrülle gegen Balotelli ist zu verurteilen. Aber man muss sein zutiefst unsportliches Verhalten beim Namen nennen dürfen. Mourinho (weiß Gott kein Rassist) hat es auf den Punkt gebracht: Alle haben sich am Dienstag Abend für Inter verausgabt. Nur einer nicht.

Mittwoch, 21. April 2010

Grüße aus Mailand

Von wegen Spielverderber. Inter hat heute Abend im schier überbordenden Meazza-Stadion gezeigt, wie man Messi verblassen lassen kann: Mit einer hoch konzentrierten Mannschaftsleistung. In der letzten Viertelstunde wurde es dann allerdings sehr eng für Inter. Mourinho stellte klar, warum: "Wir hatten uns alle tot gearbeitet, ich war auch völlig am Ende, obwohl ich doch gar nicht gespielt habe. Dann kam Balotelli als letzter Wechsel und tat so, als ob ihn das Spiel überhaupt nichts anginge." Wie Mario Balotelli dafür vom eigenen Publikum ausbebuht und beschimpft wurde, das war beim Stand von 3:1 schon einmalig.

Montag, 19. April 2010

Il bello del calcio XX

Wir leben in einer Stadt, in der die Linienbusse mit der Endhaltestelle FORZA ROMA fahren, gesehen heute nacht auf der Piazza Venezia. Wir leben leider auch in einer Stadt, in der üblichen Delinquenten gegnerische Fans niederstechen (ein Laziale schwebt in Lebensgefahr) und Feuerwerkskörper in fahrende Autos werfen (eine Mutter konnte sich mit ihren zwei Kindern gerade noch aus dem brennenden Fahrzeug retten).
Wir leben in einer Stadt mit Julio Sergio, der einen Elfmeter pariert, Mirco Vucinic, der zwei Tore schießt, Claudio Ranieri, der Totti und De Rossi zur Halbzeit auswechselt, damit die Roma endlich Fußball spielt. Und wir leben in einer Stadt mit Luca Toni, der im Derby als 12. Mann für Lazio spielt, bis ihm sein eigener, entnervter Teamkollege Menez den Ball vom Fuß nimmt, für mich eine der besten Szenen des ganzen Spiels. Toni, lass dir den Schnurrbart wieder wachsen und werde endlich Dorfpolizist. Das steht dir besser!

Sonntag, 18. April 2010

Grazie Vulcano...

...der du Regierungschefs und sogar Fußballer mit dem Bus fahren lässt und die ganze Lächerlichkeit unseres Mobilitätswahnsinns entlarvst. Taxifahrten über tausende von Kilometern, Nervenzusammenbrüche auf den Flughäfen, groteskes Nichteinsehenwollen. Was soll's so ein Vulkan ist uns einfach über. Wenn nichts mehr geht, kann man sich endlich auf die Wiese setzen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen.
Ein Hoch auf Island: Erst die Bankenpleite, dann der Vulkanausbruch. Die zeigen uns allen, wo es lang geht.

Dienstag, 13. April 2010

Primi

Und das mit dem billigsten Torwart der Serie A: Julio Sergio bekommt genau 450.000 brutto im Jahr. Ob Toni sich an ihm ein Beispiel nehmen möchte?

Montag, 5. April 2010

Vor einem Jahr...

...bebte die Erde in L'Aquila. Seither ist dort vieles passiert: Ein G-8-Gipfel, neue Wohnungen für 14.700 Menschen. Aber die Stadt liegt immer noch in Trümmern.

Montag, 29. März 2010

Grazie Roma

Noch weiß man nicht, wie die Regionalwahlen in Latium ausgehen werden aber schon jetzt steht fest: Rom hat links gewählt. Zwei Jahre Rechtsregierung haben den Römern schon gereicht, die Kandidatin der Linken kommt auf über 54 Prozent. Übrigens hat Rom damit auch klar laizistisch gewählt. Aber das ist wenig überraschend.

Donnerstag, 25. März 2010

Herz und Herzchen

Antonio Cassano erzielt für die Sampdoria ein wunderbares Tor gegen Bari (Endstand in Bari 2:1), und entschuldigt sich im Stadio San Nicola dafür bei seinem alten Publikum. Verdrückt sogar ein Tränchen. Tenerone! So viel Herz haben wir bisher nur bei Gabriel Apoll Batistuta gesehen, der nach seinem ersten Treffer für die Roma gegen die Fiorentina haltlos schluchzte. Cassano, der aus Bari stammt, spielte nach neun Jahren zum ersten Mal zu Hause gegen seinen alten Klub. Vorher besuchte er noch seine Grundschule und sagte den dort in Andacht erstarrten Kids: "Macht es bloß nicht so wie ich. Geht bitte fleißig zur Schule." Wir vom Verein "Mehr Herz im Fußball" ernennen Antonio zum Ehrenmitglied. Zumal wir wissen, dass seine Prahlerei mit den 600 eroberten Frauen eigentlich lieb gemeint ist. Anto'! Mit diesem Gesicht only a mother can love! Nicht mit ins Herz schließen möchten wir übrigens Halbbruder Giovanni, der schon wieder wegen Raubüberfalls im Knast sitzt. Und für den Antonio Cassano noch einen Zusatzpunkt bekommt. "Wenn ich nicht Fußballer geworden wäre, dann wäre ich bestimmt ein Krimineller", hat er mal gesagt. Stattdessen ist Antonio Cassano der letzte Lumpenproletarier des europäischen Fußballs. Von der Straße in die großen Stadien, da können einem schon mal die Tränen gekommen.

Sonntag, 21. März 2010

Was sonst noch geschieht

Zwei Milliarden Euro an der Steuer vorbei, Mafia-Geld reingewaschen, Wahlbetrug: So macht die 'Ndrangheta Geschäfte mit Großunternehmen der legalen Wirtschaft.

Il bello del calcio XVIII

Luca Tonis 1:0 bei Roma-Udinese 4:2

Samstag, 20. März 2010

Mittwoch, 17. März 2010

Wie frauenfeindlich...

...Deutschland immer noch ist, kann man sehr schön der Berichterstattung zu Miriam Meckels Burnout-Buch entnehmen, z.B. hier. Ich werde aus der Ferne den Eindruck nicht los, dass Frau Meckel zwar ihr Zusammenbruch allgemein gegönnt wird - erfolgreiche Frauen müssen bestraft werden - dass aber die literarische Verarbeitung dieser Erfahrung als obszön empfunden wird (im Gegensatz zu dem porno-pubertären, kreuzdummen Geschreibsel der Helene H. aber das ist ein anderes Thema). Gutaussehend, Lesbe (und dabei auffallend feminin, wie sich der Spiegel nicht entblödete, festzustellen), Hochschullehrerin (ohne Habil, wie überall betont wird), Intellektuelle, Medienprofi. Da hat frau offensichtlich nichts anderes als einen Burnout verdient. Und wehe, sie macht das öffentlich! Wehe, sie schreibt ein Buch darüber! Das bedeutet in den Augen mancher Kritiker: Kapital aus der eigenen Lebenskrise schlagen. So dumm dieser Vorwurf ist (seit wann macht Bücherschreiben reich?), so entlarvend ist er für die Intoleranz, die Häme, und den Sozialneid, die Frau Meckel entgegenschlagen.

Freitag, 12. März 2010

Neue Plakate

Die Nachtarbeiter von der Casa Pound hätten wir also versorgt. Und die Kollegen von der Azione Giovane versorgen sich sowieso selbst. AG ist eine ultrarechte Jugendorganisation in Dauer-Identitätskrise, seitdem ihre Väter im Geiste zuerst den MSI und dann die Alleanza Nazionale aufgelöst haben, um in Berlusconis "Freiheitsvolk" aufzugehen. Heute morgen sehe ich frisch verklebte Plakate dieser Brüder und denke an einen verfrühten Aprilscherz. "Gegen die Ausbeutung in der Dritten Welt", steht da. "Für die Verteidigung unserer nationalen Identität." Und ganz unten als Power-Slogan: "Weg mit genmodifiziertem Knoblauch!"

Donnerstag, 11. März 2010

Plakataktion - mitten in Rom

Heute nacht sah ich vor der Basilica Santa Maria Maggiore fünf junge Männer, die auf die Rückseite eines Bushalteschildes hektisch ein Plakat aufleimten. Es war ein Manifest der Casa Pound, eines Treffpunkts für Neofaschisten in unserem Viertel auf dem Esquilin.
Nehmt das Plakat ab, sagte ich laut. Das ist illegal.
Stören Sie alle illegalen Plakate oder nur bestimmte, fragte einer und kam schon mal auf mich zu. Darunter ist nämlich auch ein illegales Plakat, eines von L'Oreal.
Ich rufe die Polizei, sagte ich.
Der zweite kam näher und sagte, Sie sind also für das Plakat von L'Oreal und unser Plakat stört Sie.
Jetzt rückten sie mir alle auf die Pelle.
Buonanotte, sagte ich und ging. Sie ließen mich gehen. Die Bars um die Ecke waren noch offen. Die Säulengänge um unsere Piazza hatten die Casa-Pound-Leute schon mit ihrem Kram tapeziert. Der Leim war noch frisch, ich konnte sie mühelos abziehen. Es waren 35. Der Portier eines Hotels stand vor der Tür, rauchte und schaute mir zu.
Ist was? fragte ich ihn.
Ich finde, Sie sollten diesen Kram in den Müllcontainer werfen, sagte er und ging wieder herein.
Das habe ich dann auch gemacht.

Dienstag, 9. März 2010

und doch...

...es wäre gerecht gewesen. So viel Schwung, so viel Einsatz gegen Bayerns Calcio Cinico!

Vai Fiorentina

Drei Gründe, warum die Fiorentina heute abend 1:0 spielen sollte:

- Ein Abseitstor auf dieser Seite für das von Klose

- Weil Bayern-Trainer Van Gaal so vollmundig behauptet: "Ein Tor machen wir bestimmt." Nun, Herr VG wird nicht nach Höflichkeit bezahlt, schon gar nicht nach Charme. Nach Ruppigkeit aber auch nicht. Oder verwechselt man das nördlich der Alpen immer noch mit Durchsetzungsvermögen?

- Weil Cesare Prandelli sich längst nicht so wichtig nimmt, obwohl er eine Mannschaft von Nobodys ins Achtelfinale der Champions League gebracht hat.

Es wird schwer für die Fiorentina, vielleicht sogar unmöglich. Und in Florenz soll es heute abend auch noch schneien.

Donnerstag, 4. März 2010

Madonna dei pellegrini

Als ich in der Kirche St. Agostino vor Caravaggios Madonna di Loreto stand, tippte mir jemand auf die Schulter. Ein Mönch: "Stell dich doch ein Stück weiter nach rechts. Man sieht da besser." Es stimmte. Neben mir waren an diesem verregneten Märzmorgen noch zwei weitere Pilger eingetroffen. Auch sie probierten erst links, dann rechts. Ein eiliger Signore im Anzug, mit Aktentasche, vielleicht auf dem Weg ins Büro, der schnurrstracks seine Münze in den Lichtkasten warf, um dann mit dem Mönch eine sehr erhellende Debatte über das Bild zu führen. Und eine ältliche Dame, eine Caravaggio-Verzückte, die gestern im Monte Pietà von Neapel schon eine andere Madonna gesehen hatte. Wir drei erlebten unter Anleitung des Augustiners eine wunderbare Viertelstunde, in der wir immer neue Details, immer neue Aspekte fanden und uns regelrecht erhitzten. Drei Unbekannte, ein Mönch, ein Caravaggio: Eine römische Zufallsbegegnung. Danach ging jeder beschwingter in seinen Tag.

Freitag, 19. Februar 2010

Sogar vom Mond...

...hätte man sehen können, dass Klose im Abseits stand, sagt Margherita Hack, die Grande Dame der europäischen Astrophysik. Madame ist Fiorentina-Fan und wo sie Recht hat, hat sie Recht. Auch Herr Övrebö hat seine Fehler mittlerweile eingesehen (und eingestanden).
Leider zu spät für Florenz.

Mittwoch, 17. Februar 2010

Horror in Sanremo

Der vorläufige Tiefpunkt des diesjährigen Trällerwettbewerbs in Sanremo: Auftritt Seiner Königlichen Hoheit Prinz Emanuele Filiberto von Savoyen mit einem Liedchen über Gott, Familie, Vaterland. Horror! Der Prinz ist übrigens der hohle Blonde, die beiden anderen Mitglieder des Trios sind noch uninteressanter. Jahrzehntelang mussten die von Savoyen wegen ihrer unrühmlichen Verbandelungen mit dem Faschismus in der Republik Italien ante portas bleiben. Seit ein paar Jahren sind sie wieder da, leider. Emanuele Filiberto machte erst Werbung für Gurken, jetzt für Uhren. Er ist Fan von Juventus, dafür gibt es aber auch keine mildernden Umstände. Er forderte vom italienischen Staat Schmerzensgeld in dreistelliger Millionenhöhe für die erlittene Drangsal einer Kindheit im Schweizer Exil. Er gewann den Fernsehtanzwettbewerb "Ballando con le stelle", bei dem einst auch Maradona mitwippte.
In Sanremo wurde er ausgepfiffen. Vielleicht sind die Italiener tief innendrin doch noch ein Kulturvolk. Als Kronprinz wäre Emanuele Filiberto selbst in Berlusconien einfach zuviel.

Dienstag, 16. Februar 2010

Madonna!

Der italienische Fußballverband hat den Spielern das Fluchen verboten. Gelbe Karte bei Madonna mia!, Rote Karte bei, nunja schlimmeren Ausdrücken. Wir Römer sagen: Morto un papa se ne fa un antro, wenn ein Papst stirbt, macht man den nächsten. Das gilt natürlich auch für bigotte Fußballpräsidenten. Als erster schlimmer Finger wurde am Sonntag Gigi Buffon erwischt. Der hätte nun eigentlich dem Himmel danken müssen, für den geschenkten Elfmeter nach Del Pieros linkischem Hinfaller. Der bescherte immerhin Juve den ersten Sieg nach mageren Wochen: 3:2 gegen Genoa.

Aber Buffon regte sich über irgendetwas auf und fluchte dabei wie ein Kesselflicker. Was er genau sagte, wird hier nicht wiederholt. Er rechtfertigte sich jedenfalls später, eigentlich habe er seinen Onkel gemeint. Zio statt Dio, na, wer's glaubt. Und noch später erklärte Buffon, er müsse sich, wenn überhaupt, nur vor dem lieben Gott persönlich rechtfertigen. "Falls ich ihn irgendwann treffe."
Buffon! Redet wie ein Lutheraner. Seit wann braucht ein guter, katholischer Torwart keine Fürsprecher mehr, sondern redet direkt zum Herrgott? Nun ce so' santi!
Das Fluchverbot gilt übrigens noch nicht sofort, sagt der Verband, sondern erst, wenn das letzte Nachholspiel nachgeholt ist. Dann aber: Drei Padre, Ave, Gloria.

Sonntag, 14. Februar 2010

Dienstag, 9. Februar 2010

Bei Lazio...

...ging es heute nachmittag wüst zu, nachdem ein paar hundert "Fans" auf dem Trainingsgelände Rabatz gemacht haben. Fest steht, dass Trainer Ballardini, der am Sonntag nach dem 0:1 gegen Catania ziemlich unfein gegen den wirklich unschuldigen Hitzlsperger gestichelt hatte, gehen muss. Edoardo Reja soll übernehmen, der hat schon den SSC Neapel aus der dritten Liga gehievt. Wirklich gruselig aber ist die Einmischung der Politik in die Lazio-Krise. Roms Bürgermeister hat am Sonntag eine offizielle Erklärung herausgegeben, in der er sich "besorgt" zeigt und sich "nicht erklären" kann, wieso eine Mannschaft, die noch im August den Ligapokal gewonnen hat, derart abrutscht. Angeblich soll selbst Parlamentspräsident Fini den Klubpräsidenten angerufen haben. Hintergrund ist der angekündigte Wahlboykott der Lazio-Ultras für die Regionalwahlen Ende März. Mit dieser Drohung wollen sie Lazios Patron Lotito zum Abdanken bewegen. Lotito hat den Klub entsetzlich heruntergewirtschaftet, deshalb wird er jetzt von seinen Gewährsmännern in der Politik fallen gelassen.

Montag, 8. Februar 2010

Il bello del calcio XVI

Die Roma fliegt und fliegt - auch wenn der Sieg (1:0) gegen die Fiorentina zugegebenermaßen mit der alten Juve-Taktik des Calcio Cinico ergattert wurde. Die Florentiner Teenager rannten, angeführt von ihrem Supertalent Jovetic, wie die Besessenen, erspielten sich nicht weniger als 18 Chancen, schafften es aber einfach nicht. So kann es gehen, der Fußball ist manchmal richtig ungerecht. Der Roma reichte eine einzige, winzigkleine Minimalokkasion, ein Abstaubertor von Vucinic und siehe da: Platz zwei, mit doppelter Punktzahl dai cuggini.

Sonntag, 7. Februar 2010

Izz

debütiert heute mit Lazio. Und verliert 0:1 gegen Catania. Drittletzter Platz für Lazio.

Sonntag, 31. Januar 2010

Il bello del calcio XV

Nicht, dass Okaka allzuoft angenehm aufgefallen wäre, bevor er jetzt die Roma in Richtung England verlässt. Aber darf man meckern angesichts eines solchen Abschiedsgeschenks, das auch noch für einen 2. Platz sorgt mit den bibbernden Laziali auf minus zwanzig?

Dienstag, 26. Januar 2010

Karnevalsprinz Materazzi


In vornehmster Zurückhaltung werde ich hier kein weiteres Wort über Juventus-Roma 1:2 verlieren, denn man schießt nicht auf das Rote Kreuz.
Also geht es um Materazzi. Marco Materazzi, das Zidane-Opfer (manche sehen das anders aber wir halten uns an den Schiedsrichter), der bei Inter inzwischen vom Weltmeister-Verteidiger zum Pausenclown degradiert wurde. Materazzi also feierte das 2:0 seiner Mannschaft im Derby gegen Milan ausgelassen mit einer Karnevalsmaske - siehe oben - und wurde heute dafür vom Verband Federcalcio verwarnt.
Mit der Begründung, die Maske zeige nicht nur den Präsidenten des unterlegenen Lokalrivalen Milan, sondern auch den italienischen Ministerpräsidenten. Um das Dreigestirn zu vervollkommnen, hätte der Verband auch sagen können: Und den Präsidenten des Karnevalsvereins Italia.
Materazzi war zwischenzeitlich schon von Verteidigungsminister Ignazio La Russa zurechtgewiesen worden. Minister La Russa verteidigt seinen Chef offenbar auf der ganzen Linie, auch wenn er selbst eigentlich Inter-Fan ist. Und brav rief Materazzi den Ministerpräsidenten an, um sich zu entschuldigen. "Geht in Ordnung, Marco", soll der Präsident gesagt haben. "Ich verstehe doch Spaß!"

Dienstag, 19. Januar 2010

Weniger geht kaum...

...bei Juve. Oder vielleicht doch noch? Wir werden es am Samstag gegen Ranieris Roma sehen. Aber wie soll Ciro Ferrara seine Mannschaft motivieren, wenn alle wissen, dass er nur mangels Alternativen noch im Amt ist? Einen neuen Trainer von Format kann und will Juve sich im Moment schlicht nicht leisten - die Herrn sind alle anderweitig unter Vertrag und müssten herausgekauft werden. Da wartet man lieber, bis man Lippi zurückbekommen kann, angeblich. Angeblich waren beim letzten Krisengipfel gestern auch Zoff und Trapattoni als Retter im Gespräch. Das hieße dann wohl: Zurück in die Steinzeit.

Montag, 18. Januar 2010

Il bello del calcio XIV

Nun ja, schön wäre vielleicht übertrieben. Ehrlicherweise muss man sagen, dass Luca Toni ungefähr 40 präzise Bälle auf den Kopf bekam, bevor er dann mit der Fußspitze zum 1:0 traf. Aber dennoch: Roma-Genoa 3:0, zwei Tore von Toni. Danke, Bayern!

Sonntag, 17. Januar 2010

Mafia in Deutschland

Mein Kollege und Freund Henning Klüver zitiert für die SZ neue italienische Bücher über die internationalen Aktivitäten italienischer Mafia-Organisationen. Vor einiger Zeit hat Henning selbst ein sehr gut recherchiertes Buch über die Cosa Nostra vorgelegt. Es heißt: "Der Pate - letzter Akt." Wie gesagt: Gut recherchiert und noch besser geschrieben, dabei ohne jenen etwas grotesken Protagonismus ("Ich und die Mafia"), wie man ihn leider zu diesem Thema allenthalben findet.

Freitag, 15. Januar 2010

Wider den Pangasius

In Deutschland kann man ihm kaum noch entkommen. Und gestern schwomm er mir nun auch in Rom entgegen, gut getarnt als "Meeresschnitzel" auf der Mittagskarte des Restaurants von Alberto Colonna.
Meeresschnitzel, ha! Der Pangasius ist ein Süßwasserfisch aus Südostasien. Er badet vor allem im Mekong-Delta, frisst alles, was ihm vors Maul kommt und hat eine Superlobby. Der Pangasius gilt nämlich als ökologisch unbedenklich, im Gegensatz zur Mittelmeersardine und zur Nordseescholle. Die werden immer weniger, den Pangasius kann man hingegen bedenkenlos massenzüchten und dann tonnenweise nach Europa fliegen, was seine Klimabilanz eigentlich kompromittieren müsste. Tut es aber für die Pangasius-Lobby und die ahnungslosen Konsumenten nicht.
Hiermit lanciere ich einen Anti-Pangasius-Kreuzzug. Der Fisch ist einzig und allein deshalb so verbreitet und beliebt, weil er spottbillig ist. Aber eigentlich ist der Pangasius ein Nicht-Fisch, ein Fischstäbchen in Urfischform. Lasst euch nicht von ihm ins Boxhorn jagen. Esst Hering, esst Scholle und Sardinen, zwischendurch mal einen gemästeten Lachs (ich persönlich verzichte dankend), wenn euch das schlechte Gewissen plagt. Gegen die Überfischung von Nordsee und Mittelmeer hilft es jedenfalls nicht, Fische aus Asien zu essen. Sondern zum Beispiel härter gegen Treibnetze und Thunfischgemetzel vorzugehen. Letzteres wird übrigens vor allem deshalb betrieben, weil die Japaner auf roten Mittelmeer-Thun schwören. Also kommt Europas Fisch für teures Geld nach Asien und wir essen Billig-Pangasius. So schließt sich der Kreis.

Mittwoch, 13. Januar 2010

Piazza Vittorio


Das neue Jahr in Rom fängt an, wie das alte aufgehört an: Das Wetter ein bisschen grau, die Politik haarsträubend und Luca Toni steht jetzt für die Roma auf den Fußballplätzen Italiens herum. Es gibt aber auch Positives zu vermelden, etwa von der Piazza Vittorio mitten in Rom. Der Platz, an dem ich lebe, ist der multikulturellste Platz Italiens. Gleichzeitig hat das Viertel die niedrigste Kriminalitätsrate in Rom, das nur nebenbei.
Auf der Piazza Vittorio gab es kurz vor Weihnachten einen Fototermin, zu dem alle Bewohner aufgerufen waren und viele tatsächlich kamen. Wir haben uns fotografieren lassen um zu zeigen, dass unser Platz bunt und friedlich ist - und meistens auch ganz gut gelaunt.
Das Ergebnis hier als verspätete Neujahrskarte (und wer mich suchen will: am linken Bildrand hinter der grünen Jacke, im rotkarierten Mantel).