Samstag, 11. April 2009

Brot und Spiele

Während die besten italienischen Köche für die 30.000 Obdachlosen von L'Aquila ein Ostermahl bereiten, wird in den Stadien schon wieder Fußball gespielt. Mit Trauerflor am Arm muss der Zirkus weiter gehen, kaum sind die fast 300 Toten des Erdbebens vom vergangenen Montag begraben. In manchen Fankurven wurden heute nachmittag Spruchbänder gegen die Show nach der Katastrophe hoch gehalten, aber die Protestler waren ja dennoch ins Stadion gekommen. Sie hätten auch zu Hause bleiben können. Leere Stadien gegen den Zynismus der Fußballmanager - das wäre endlich mal ein eindeutiges Zeichen gewesen. Stattdessen: Fünf rote Karten bei Lazio-Roma 4:2 (und man sah deutlich, wie gern sich manche da weiter geprügelt hätten, wenn sie nur ungestört gewesen wären). Immerhin gingen die Erlöse aus vielen Stadien an die Erdbebenopfer in L'Aquila. In einer der Zeltstädte dort habe ich zwei Jungen mit einem Basketball Fußball spielen sehen. Auf Socken - eben genau so, wie sie zwei Nächte zuvor aus ihrem einstürzenden Haus geflohen waren. Sie hatten noch keine Schuhe bekommen. Aber einen Ball zum Spielen hatten sie sich trotzdem organisiert.

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