Mittwoch, 29. April 2009

Die Frau vom Boss

In Italien kommen die schärfsten Breitseiten gegen den Boss nicht von seinen ausgewiesenen Gegnern, sondern von der eigenen Ehefrau. Das gilt auch für Silvio Berlusconi. Dessen Angetraute Veronica hat sich aus ihrem Schloss der Nachrichtenagentur ANSA anvertraut: Die Absicht des Gatten, Starlets aus dem eigenen Fernsehen für einen Sitz im Europaparlament kandidieren zu lassen, sei "schamloser Plunder." Dass Silvio neulich überraschend an der Geburtstagsparty einer 18-Jährigen Neapolitanerin teilgenommen habe, wundere sie, denn: "Bei seinen eigenen Kindern kam er nie zum 18., obwohl er eingeladen war." Sie und ihre Kinder seien "nicht Komplizen, sondern Opfer" der Situation. Wow. Nun, dieses Schicksal teilt Veronica B. mit einigen Millionen Italienern. Ebenso wie das, "separata in casa" zu sein, also nur noch auf dem Papier verheiratet. Aber nicht "getrennt im Haus", sondern immerhin in getrennten Häusern, Silvio hat ja eine Menge davon. Warum, so fragt man sich natürlich als Nicht-Italienerin, lässt sich Veronica nicht scheiden, wo sie doch nicht nur ihre, sondern die Rechte der Frauen im allgemeinen durch den eigenen Gatten zertrampelt sieht? Es wird ja noch nicht einmal die Fassade aufrecht erhalten - Italien hat de facto keine First Lady, weil Frau Berlusconi nie, niemals ihren Mann zu offiziellen Terminen begleitet. Zuletzt sah man die beiden zusammen vor einem Jahr, demonstrativ händchenhaltend nach einem privaten Abendessen. Ihre Gesichter ähnelten sich verblüffend, das kommt bei vielen alten Ehepaaren vor. Aber die Berlusconis sehen eher so aus, als teilten sie denselben Schönheitschirurgen. Würde Veronica Berlusconi die Scheidung einreichen, hätte das fatale Folgen für Silvio. Zum ersten Mal würde er öffentlich verlassen. Zum ersten Mal wäre sein Gewinner-Nimbus angekratzt. Die Opposition würde einen Kredit aufnehmen und dafür bezahlen.

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