Sonntag, 29. November 2009

Juve-Krise

Eigentlich bin ich kein bedingungsloser Anhänger der Theorie, dass Mannschaften immer genauso sind wie ihr jeweiliger Trainer. Da würden mir auf Anhieb zu viele Gegenbeispiele einfallen. Aber Juventus sah beim heutigen 0:2 in Cagliari schon ziemlich genau so aus wie Ciro Ferrara. Eine Mannschaft, die die Stirn in Falten legt und sich dauernd am Kopf kratzt. Eine Mannschaft, die noch gar keine Mannschaft ist, weil Ciro Ferrara selbst noch gar nicht glauben kann, dass er der Trainer von Juventus geworden ist. So wie Horst Köhler am Anfang als Bundespräsident. (Wobei diese beiden Ämter natürlich nicht zu vergleichen sind, schon klar). Ciro Ferrara jedenfalls ist Sonntag für Sonntag und Mittwoch für Mittwoch so dermaßen überrascht, sich selbst als Juve-Trainer auf der Bank sitzen zu sehen, dass ihn das vollkommen lähmt. Menschlich absolut nachvollziehbar, mir würde es ja genauso gehen. Die Mannschaft aber will Anweisungen. Und dann guckt Ferrara auf den Platz neben sich, sucht Lippi, so wie früher bei der Nationalelf, und Lippi ist nicht da. Ein bisschen wie junge Mütter, die die ersten Tage mit ihren Kindern zu Hause sind und sich dabei ertappen zu denken: Wann kommt denn endlich die Mamma und holt sie ab?

Freitag, 27. November 2009

Bavaria

Über den Wechsel (?) beim FC Bayern ist eine Menge geschrieben worden, das mit Abstand schönste und heiterste Stück heute auf der SZ-Seite Drei von Holger Gertz. Leider heute morgen noch nicht im Netz, aber manchmal muss man halt Papier kaufen, um so etwas wunderbar Leichtes schwarz auf weiß zu besitzen, zumal es noch mit dem berühmten Beckenbauer-im-Pelz-Foto garniert ist. Alles natürlich ein bisschen nostalgisch. Und weil heute auch in Rom ein grauer Bad-Hair-Day ist, habe ich es beim Friseur gelesen. Der kommt aus Torre Annunziata bei Neapel und wollte nicht über Fußball reden, sondern über deutsches Kino. Seufz (zum Glück hatte ich heute Nacht noch mal die Blechtrommel gesehen, samt Schlöndorffscher Erklärung der Geburtstagskanal-Szene mit einem Kasten voller roter Lappen). Nun, auf römische Friseure ist, ehrlich gesagt, schon länger kein Verlass mehr. Auf Gertz zum Glück schon.

Mittwoch, 25. November 2009

Ma Mou!

Es ist schon bemerkenswert, mit welchem Bronzegesicht José Mourinho nach dem 0:2 gegen Barcelona erläutert, dass seine Mannschaft eben "noch nicht" mithalten kann mit dem Team von Guardiola. Der, das nur nebenbei, noch nicht mal ein Fünftel des Gehalts bekommt, das sich der Portugiese von Inter zahlen lässt. Seit anderthalb Jahren behauptet Mourinho, es obliege nicht seiner Verantwortung, dass Inter international nicht mithalten kann. Der Mann ist auf seine Weise genial, eine Fleisch gewordene Kopernikanische Wendung: Es existiert nur, was ich wahrnehme. Und was ich nicht sehen will, das gibt's auch nicht.
Moratti wird ihn schon nicht in die Wüste schicken. Schließlich hat er schon Mourinhos Vorgänger Mancini den Vertrag zu erfüllen, jährlich fünf Millionen bis 2010. So frisst der italienische Feudalherrenfußball sich selbst und die Fans wenden sich mit Grausen. Wie's besser geht, zeigt der AC Florenz. Der gehört einem Luxusschuster, der im Unterschied zu den Morattis noch was werden will. Er lässt seinen Trainer Cesare Prandelli gewähren - und siehe da: In derselben Zeit, die Mourinho bei Inter hatte, schafft es Prandelli, aus einem jungen, talentierten aber unerfahrenen Team eine Mannschaft zu formen, die souverän ins Achtelfinale kommt - auch ohne ihren besten und international versierten Spieler Mutu.

Sonntag, 22. November 2009

Il bello del calcio XI

Grandissimo Totti. Neun Tore in acht Spielen, er spielt nur die Hälfte und führt doch die Torschützenliste. Heute macht er drei gegen Bari, (die Partie endet 3:1), hier ist das schönste:

Dienstag, 10. November 2009

...der mondo infame

Vielleicht kann man außerhalb von Rom nicht verstehen, warum wir dieses Lied so lieben. Aber das macht nichts.

Montag, 9. November 2009

Hautritzungen

Gestern abend war ich bei einer Geburtstagsparty. Und zwar während Inter - Roma 1:1, es gab noch nicht mal einen Fernseher aber man tut ja Menschenmögliches und -unmögliches für einen treuen, alten Freund, der nie im Leben den Sportteil lesen würde, sonst aber ein wahrer signore ist. Außerdem hatte ich, was Mailand anging, mit dem Schlimmsten gerechnet. Ich behielt also für mich, dass ich öfter zu den Kids nach Hause simste, die sich brav erst ein paar Hoeneß-Rostbrastwürstchen brieten und sie dann tapfer vor der Übertragung vertilgten.
Bis Fabrizio eine Debatte über Tätowierungen eröffnete. Wieso tätowieren sich diese Fußballer alle, fragte Fabrizio. Warum machen die das? Selbstzerstörungswahn? Männliches Gegenstück zu Schlauchbootlippen? Guck dir Matarazzi an. Totti. Cassano. Oder Beckham! Die sind alle tätowiert bis zum Gehtnichtmehr. Stell dir die mit 50 vor, wenn diese Hautmalereien alle schrumpeln. Fabrizio arbeitet bei der Gewerkschaft der italienischen Fischer und Fußballer sind nicht sein tägliches Brot. Er kam richtig in Fahrt. Er machte sich ernsthaft Sorgen.
Irgendwann verschwand er mit ein paar anderen im Bad und kam mit einem angemalten Schnurrbart wieder. Andere Gäste hatten auf einmal dicke Brauen und das Geburtstagskind hatte auf einmal eine schwarze Haartolle. Sah aus wie tätowiert aus, konnte man aber wieder abwaschen.