Mittwoch, 28. Januar 2009

Die Wut der Piazza

Wir warten darauf, dass Papst Benedikt XVI. erklärt, in welcher Funktion er den Holocaust-Leugner Richard Williamson wieder in den Schoß von Mutter Kirche aufgenommen hat. Als einfachen Gläubiger und Sünder? Oder als Bischof und Amtsbruder - Benedikt ist ja Bischof von Rom? Die israelischen Rabbiner wollen die Antwort lieber nicht abwarten und haben das Ende der Beziehungen zum Vatikan angekündigt. Der Vorsitzende der italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Bagnasco, hatte sich vor ein paar Tagen über die unangemessene Kritik von jüdischer Seite beklagt. Das ist alles unfassbar in einer Stadt, in der die Päpste als Herrscher Jahrhunderte lang die älteste jüdische Gemeinde der Diaspora systematisch gedemütigt und in ein Ghetto gesperrt haben. Nicht nur das: sie haben zugesehen, wie die Nazis 2000 jüdische Römer nach Auschwitz deportierten. Unfassbar, dass die Aussöhnung, die der Pole Wojtyla mit den Juden gesucht hat, jetzt von dem Deutschen Ratzinger verspielt wird, weil ihm offensichtlich ein paar reaktionäre schwarze Schafe wichtiger sind.
In Guidonia vor den Toren Roms haben Rechtsradikale Jagd auf Roma und Rumänen gemacht, nachdem vier junge Rumänen eine junge Italienerin vergewaltigt hatten. Die vier Täter und zwei Helfershelfer wurden Tage nach der Tat verhaftet. Die aufgebrachte Piazza versuchte, die Männer den Carabinieri zu entreißen. Mit den üblichen, ausländerfeindlichen Parolen. Der Minister für Vereinfachung, Roberto Calderoli von der Lega Nord, fordert die chemische Kastration für Vergewaltiger. Die Statistik sagt: 90 Prozent der Vergewaltigungen in Italien werden von Italienern verübt.

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