Giulio Andreotti wird heute 90 - und Webmaster Filippo wird elf, auguri Fili! Andreotti, der Mandarin, der Beelzebub, der Mephisto, der Machiavelli, der undurchsichtige Große Alte. Es gibt einige Feierlichkeiten zu seinem 90., nicht zu vergleichen mit dem Schmidteinander in Deutschland natürlich, aber es geht schon in Richtung Staatsmann. Im Fernsehen sowieso.
In der deutschen Presse wird an Andreottis Mafia-Prozesse erinnert, die Italiener erinnern vor allem an seine Rolle während der Entführung und Ermordung von Andreottis Parteifreund Aldo Moro. Andreotti vertrat damals eine ähnliche Haltung wie Schmidt bei Schleyer: Der Staat verhandelt nicht mit Terroristen. In Italien wird bis heute gemutmaßt, Andreotti habe Moro loswerden wollen und deshalb für ihn keinen Finger gerührt. Eine sehr beschränkte Sichtweise.
Genauso oberflächlich ist es, heute zu behaupten, Andreotti sei immer noch besser gewesen als Berlusconi. Sicher, gegenüber Andreotti wirkt Berlusconi erst recht vulgär. Der Alte hat sich nie bereichert, geht jeden Morgen zur Messe und ist heute noch in der Lage, Briefe in geschliffenem Latein zu verfassen. Andreotti ist ein Meister der feinen Ironie, Berlusconi liebt Altherren-Zoten.
Aber ist es nicht eher so, dass Andreottis Erste Republik den Boden für Berlusconi bereitet hat? Die Klientelwirtschaft, das Do-ut-Des mit den Paten, die Pflege der kulturellen Rückständigkeit durch die Mächtigen: das alles machte Andreottis Italien aus. Früher war die italienische Demokratie fragil. Heute ist sie vollkommen degeneriert.
Mittwoch, 14. Januar 2009
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