Diego Della Valle, der Besitzer des AC Florenz, hat erklärt: "Meinen Bruder und mich macht es ganz verlegen, dieses ganze Geld an unsere Fußballer zu zahlen und zu wissen, dass viele Zuschauer im Stadion nur 1000 Euro im Monat kriegen." Mit der Verlegenheit verhält es sich wie mit dieser ganzen Wirtschaftskrise: sie ist nicht besonders gleichmäßig verteilt. Diego Della Valle ist hauptberuflich Luxusschuster. Seine Tod's-Schuhe kosten in der Alligatorleder-Ausführung leicht mehr als 1000 Euro. Die Männer und Frauen, die in der Tod's-Fabrik die schönen Treter herstellen, verdienen monatlich den Gegenwert von zwei Kroko-Tanzschühchen. Das macht den Patron aber nicht verlegen, sondern er sagt: Die Löhne meiner Schuster können nicht höher sein, sonst müsste ich armer Unternehmer nämlich in China produzieren lassen.
Damit könnten wir das Thema moralische Bauchschmerzen von Klubbesitzern
schon abhaken, wenn es nicht Aurelio De Laurentiis gäbe, den Besitzer des SSC Neapel. Er hat gesagt: "Wer jetzt mehr Geld will, benimmt sich primitiv und vulgär und vergisst die Realität, in der wir leben." Die kann man auch vergessen, wenn man den SSC Neapel spielen sieht - den besten Fußball im Land. Wenn man andere Produkte aus dem Hause De Laurentiis anschaut, wird man hingegen gnadenlos in die Realität großflächiger kultureller Verarmung zurückgeholt: Der Boss von Napoli Calcio ist hauptberuflich Produzent von so genannten Weihnachts-Komödien, die unfassbar primitiv und vulgär sind.
In der Krise wird gekürzt, das ist auch im Fußball so. 20 Prozent weniger Gehalt soll es im nächsten Jahr in der Serie A geben. Nur ein Präsident denkt nicht ans Streichen: Silvio Berlusconi vom AC Mailand. In seinem Nebenberuf als Ministerpräsident hat er dieses Rezept ausgegeben: "Weihnachtsgeschenke zu kaufen, ist eine Bürgerpflicht. Ob wir die Krise meistern oder nicht, liegt ganz allein an uns." Mit "uns" meint Silvio B. aber nicht seine Kollegen, sondern die Tod's-Schuster und sein übriges Publikum.
Montag, 8. Dezember 2008
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