Donnerstag, 4. März 2010

Madonna dei pellegrini

Als ich in der Kirche St. Agostino vor Caravaggios Madonna di Loreto stand, tippte mir jemand auf die Schulter. Ein Mönch: "Stell dich doch ein Stück weiter nach rechts. Man sieht da besser." Es stimmte. Neben mir waren an diesem verregneten Märzmorgen noch zwei weitere Pilger eingetroffen. Auch sie probierten erst links, dann rechts. Ein eiliger Signore im Anzug, mit Aktentasche, vielleicht auf dem Weg ins Büro, der schnurrstracks seine Münze in den Lichtkasten warf, um dann mit dem Mönch eine sehr erhellende Debatte über das Bild zu führen. Und eine ältliche Dame, eine Caravaggio-Verzückte, die gestern im Monte Pietà von Neapel schon eine andere Madonna gesehen hatte. Wir drei erlebten unter Anleitung des Augustiners eine wunderbare Viertelstunde, in der wir immer neue Details, immer neue Aspekte fanden und uns regelrecht erhitzten. Drei Unbekannte, ein Mönch, ein Caravaggio: Eine römische Zufallsbegegnung. Danach ging jeder beschwingter in seinen Tag.

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