Montag, 29. März 2010

Grazie Roma

Noch weiß man nicht, wie die Regionalwahlen in Latium ausgehen werden aber schon jetzt steht fest: Rom hat links gewählt. Zwei Jahre Rechtsregierung haben den Römern schon gereicht, die Kandidatin der Linken kommt auf über 54 Prozent. Übrigens hat Rom damit auch klar laizistisch gewählt. Aber das ist wenig überraschend.

Donnerstag, 25. März 2010

Herz und Herzchen

Antonio Cassano erzielt für die Sampdoria ein wunderbares Tor gegen Bari (Endstand in Bari 2:1), und entschuldigt sich im Stadio San Nicola dafür bei seinem alten Publikum. Verdrückt sogar ein Tränchen. Tenerone! So viel Herz haben wir bisher nur bei Gabriel Apoll Batistuta gesehen, der nach seinem ersten Treffer für die Roma gegen die Fiorentina haltlos schluchzte. Cassano, der aus Bari stammt, spielte nach neun Jahren zum ersten Mal zu Hause gegen seinen alten Klub. Vorher besuchte er noch seine Grundschule und sagte den dort in Andacht erstarrten Kids: "Macht es bloß nicht so wie ich. Geht bitte fleißig zur Schule." Wir vom Verein "Mehr Herz im Fußball" ernennen Antonio zum Ehrenmitglied. Zumal wir wissen, dass seine Prahlerei mit den 600 eroberten Frauen eigentlich lieb gemeint ist. Anto'! Mit diesem Gesicht only a mother can love! Nicht mit ins Herz schließen möchten wir übrigens Halbbruder Giovanni, der schon wieder wegen Raubüberfalls im Knast sitzt. Und für den Antonio Cassano noch einen Zusatzpunkt bekommt. "Wenn ich nicht Fußballer geworden wäre, dann wäre ich bestimmt ein Krimineller", hat er mal gesagt. Stattdessen ist Antonio Cassano der letzte Lumpenproletarier des europäischen Fußballs. Von der Straße in die großen Stadien, da können einem schon mal die Tränen gekommen.

Sonntag, 21. März 2010

Was sonst noch geschieht

Zwei Milliarden Euro an der Steuer vorbei, Mafia-Geld reingewaschen, Wahlbetrug: So macht die 'Ndrangheta Geschäfte mit Großunternehmen der legalen Wirtschaft.

Il bello del calcio XVIII

Luca Tonis 1:0 bei Roma-Udinese 4:2

Samstag, 20. März 2010

Mittwoch, 17. März 2010

Wie frauenfeindlich...

...Deutschland immer noch ist, kann man sehr schön der Berichterstattung zu Miriam Meckels Burnout-Buch entnehmen, z.B. hier. Ich werde aus der Ferne den Eindruck nicht los, dass Frau Meckel zwar ihr Zusammenbruch allgemein gegönnt wird - erfolgreiche Frauen müssen bestraft werden - dass aber die literarische Verarbeitung dieser Erfahrung als obszön empfunden wird (im Gegensatz zu dem porno-pubertären, kreuzdummen Geschreibsel der Helene H. aber das ist ein anderes Thema). Gutaussehend, Lesbe (und dabei auffallend feminin, wie sich der Spiegel nicht entblödete, festzustellen), Hochschullehrerin (ohne Habil, wie überall betont wird), Intellektuelle, Medienprofi. Da hat frau offensichtlich nichts anderes als einen Burnout verdient. Und wehe, sie macht das öffentlich! Wehe, sie schreibt ein Buch darüber! Das bedeutet in den Augen mancher Kritiker: Kapital aus der eigenen Lebenskrise schlagen. So dumm dieser Vorwurf ist (seit wann macht Bücherschreiben reich?), so entlarvend ist er für die Intoleranz, die Häme, und den Sozialneid, die Frau Meckel entgegenschlagen.

Freitag, 12. März 2010

Neue Plakate

Die Nachtarbeiter von der Casa Pound hätten wir also versorgt. Und die Kollegen von der Azione Giovane versorgen sich sowieso selbst. AG ist eine ultrarechte Jugendorganisation in Dauer-Identitätskrise, seitdem ihre Väter im Geiste zuerst den MSI und dann die Alleanza Nazionale aufgelöst haben, um in Berlusconis "Freiheitsvolk" aufzugehen. Heute morgen sehe ich frisch verklebte Plakate dieser Brüder und denke an einen verfrühten Aprilscherz. "Gegen die Ausbeutung in der Dritten Welt", steht da. "Für die Verteidigung unserer nationalen Identität." Und ganz unten als Power-Slogan: "Weg mit genmodifiziertem Knoblauch!"

Donnerstag, 11. März 2010

Plakataktion - mitten in Rom

Heute nacht sah ich vor der Basilica Santa Maria Maggiore fünf junge Männer, die auf die Rückseite eines Bushalteschildes hektisch ein Plakat aufleimten. Es war ein Manifest der Casa Pound, eines Treffpunkts für Neofaschisten in unserem Viertel auf dem Esquilin.
Nehmt das Plakat ab, sagte ich laut. Das ist illegal.
Stören Sie alle illegalen Plakate oder nur bestimmte, fragte einer und kam schon mal auf mich zu. Darunter ist nämlich auch ein illegales Plakat, eines von L'Oreal.
Ich rufe die Polizei, sagte ich.
Der zweite kam näher und sagte, Sie sind also für das Plakat von L'Oreal und unser Plakat stört Sie.
Jetzt rückten sie mir alle auf die Pelle.
Buonanotte, sagte ich und ging. Sie ließen mich gehen. Die Bars um die Ecke waren noch offen. Die Säulengänge um unsere Piazza hatten die Casa-Pound-Leute schon mit ihrem Kram tapeziert. Der Leim war noch frisch, ich konnte sie mühelos abziehen. Es waren 35. Der Portier eines Hotels stand vor der Tür, rauchte und schaute mir zu.
Ist was? fragte ich ihn.
Ich finde, Sie sollten diesen Kram in den Müllcontainer werfen, sagte er und ging wieder herein.
Das habe ich dann auch gemacht.

Dienstag, 9. März 2010

und doch...

...es wäre gerecht gewesen. So viel Schwung, so viel Einsatz gegen Bayerns Calcio Cinico!

Vai Fiorentina

Drei Gründe, warum die Fiorentina heute abend 1:0 spielen sollte:

- Ein Abseitstor auf dieser Seite für das von Klose

- Weil Bayern-Trainer Van Gaal so vollmundig behauptet: "Ein Tor machen wir bestimmt." Nun, Herr VG wird nicht nach Höflichkeit bezahlt, schon gar nicht nach Charme. Nach Ruppigkeit aber auch nicht. Oder verwechselt man das nördlich der Alpen immer noch mit Durchsetzungsvermögen?

- Weil Cesare Prandelli sich längst nicht so wichtig nimmt, obwohl er eine Mannschaft von Nobodys ins Achtelfinale der Champions League gebracht hat.

Es wird schwer für die Fiorentina, vielleicht sogar unmöglich. Und in Florenz soll es heute abend auch noch schneien.

Donnerstag, 4. März 2010

Madonna dei pellegrini

Als ich in der Kirche St. Agostino vor Caravaggios Madonna di Loreto stand, tippte mir jemand auf die Schulter. Ein Mönch: "Stell dich doch ein Stück weiter nach rechts. Man sieht da besser." Es stimmte. Neben mir waren an diesem verregneten Märzmorgen noch zwei weitere Pilger eingetroffen. Auch sie probierten erst links, dann rechts. Ein eiliger Signore im Anzug, mit Aktentasche, vielleicht auf dem Weg ins Büro, der schnurrstracks seine Münze in den Lichtkasten warf, um dann mit dem Mönch eine sehr erhellende Debatte über das Bild zu führen. Und eine ältliche Dame, eine Caravaggio-Verzückte, die gestern im Monte Pietà von Neapel schon eine andere Madonna gesehen hatte. Wir drei erlebten unter Anleitung des Augustiners eine wunderbare Viertelstunde, in der wir immer neue Details, immer neue Aspekte fanden und uns regelrecht erhitzten. Drei Unbekannte, ein Mönch, ein Caravaggio: Eine römische Zufallsbegegnung. Danach ging jeder beschwingter in seinen Tag.