Eine kürze Würdigung der Tatsache, dass sich 1500 festlich gekleidete Menschen in der Oper von Neapel zu einer standing ovation erheben,begleitet von dem Ruf: Es lebe die Verfassung! Beides, der Applaus und die Rufe, gelten dem Staatspräsidenten Napolitano, der sich geweigert hat, eine nicht verfassungskonforme Notverordnung von Regierungschef Berlusconi zu unterschreiben. Berlusconi wollte damit ein Urteil des Kassationsgerichtes aushebeln, mit dem einem Vater erlaubt wurde, seiner seit 17 Jahren im Koma liegenden Tochter das Sterben zu ermöglichen. Berlusconi ging so weit zu behaupten, die heute 38-Jährige Komapatientin sei durchaus in der Lage, Kinder zu bekommen. Er warf dem Präsidenten Hilfe zur Euthanasie vor und bezeichnete die Verfassung als Konstrukt der Sowjets (weil in der verfassungsgebenden Versammlung 1948 nicht die heute wieder modernen Faschisten am Werk waren). Berlusconi will jetzt die Verfassung ändern und vorher in drei Tagen ein Gesetz durch das Parlament peitschen, das den Tod der Komapatientin verhindern soll. Die alten Männer im Vatikan applaudieren nicht dem Staatspräsidenten. Sondern Berlusconi.
Man fragt sich, wieso Italien überhaupt noch ein Parlament braucht, noch dazu das mit den meisten und bestbezahlten Parlamentariern der Welt. Eine Quatschbude, sagte schon Mussolini.
Eigentlich soll es aber heute gar nicht darum gehen. Sondern um Berlusconis Intimfreund Marcello dell'Utri einen Bücherfreund aus Sizilien, der wegen Mafiaverbindungen schon das eine oder andere Gerichtsurteil kassiert hat. Dell'Utri hat die italienischen Tischtennisvereine unterwandert. Systematisch. Und unbemerkt von der Öffentlichkeit. Dell'Utris "Forza-Italia-Klubs" pumpten jede Menge Geld ins Pingpong. Letztes Jahr gewann einer dieser rechten Tischtennisklubs die Meisterschaft. Jetzt ist dell'Utri das Geld ausgegangen. Die Spieler und ihr chinesischer Trainer streiken. Der amtierende italienische Tischtennismeister erscheint einfach nicht mehr zu den Spielen. Das hat natürlich nichts mit der Sowjet-Verfassung zu tun. Gar nichts.
Sonntag, 8. Februar 2009
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