Samstag, 26. Dezember 2009

Fußball in L'Aquila

In diesem Jahr eine Weihnachtsgeschichte aus dem Erdbebengebiet in den Abruzzen.

Dienstag, 22. Dezember 2009

"Kaufe uns Tartaglia"

Die Fankurve im toskanischen Livorno ist eine der letzten roten Bastionen im italienischen Fußball. Als es am Sonntag gegen Sampdoria Genua ging (3:1), sangen die Fans von Livorno: "Tartaglia ist einer von uns" und "Präsident, kaufe uns Tartaglia!" Tartaglia heißt der psychisch gestörte Mann, der Silvio Berlusconi ein Mailänder-Dom-Souvenir ins Gesicht geschlagen hat, worüber sich Italien nachhaltigst empört, während die Klima-Konferenz in Kopenhagen kein Schwein interessierte. Was juckt uns das Weltklima, wenn unser Regierungschef leidet?
Jetzt empört man sich über die Fans von Livorno und Innenminister Maroni droht harte Strafen an. Die Gesänge für Tartaglia will er genauso ahnden wie das Gegröle anderer Kurven gegen den schwarzen Inter-Spieler Balotelli. In beiden Fällen handele es sich um Rassismus und Anstachelung zur Gewalt.

Montag, 21. Dezember 2009

Il bello del calcio XIII

Und so feiern wir Weihnachten nach dem 2:0 gegen Parma auf dem 4. Platz. Wer hätte das gedacht? Sicher nicht der Taxifahrer, der auf sein Gefährt den Schriftzug "Rosella hau ab!"geklebt hat, gesehen gestern am Largo Argentina mitten in Rom. Rosella ist Rosella Sensi, die Klubpräsidentin.

Sonntag, 20. Dezember 2009

Silenzio!

Stille, das ist es doch, was die Welt braucht. Vielleicht auch nur ich. Jedenfalls fiel mir heute morgen auf, dass man als moderner Mensch in kaum einem Winkel unseres Planeten vor Störgeräuschen sicher ist. Nehmen wir zum Beispiel Kunstausstellungen. Früher herrschte vor den Bildern religioso silenzio (religiöse Stille, jedenfalls in der verklärten Erinnerung). Heute stehe ich vor den wunderbaren Fresken aus Pompeji, die gerade in den Scuderie del Quirinale gezeigt werden. Und neben mir, hinter mir ertönt eine seltsam metallische Quakstimme. Die Quakstimme kommt aus den Audio Guides, die neuerdings fast alle Ausstellungsbesucher im Ohr haben, weil sie sich offenbar nicht mehr trauen, einfach und ohne Anleitung ein paar Bilder anzuschauen. Sie trauen ihren eigenen Augen nicht, sondern brauchen zu dem, was sie sehen, eine prompte Erklärung. Ein Phänomen, das jeden denkenden Menschen zum Kulturpessimismus verleiten muss aber darum geht es mir gar nicht.
Ich will einfach nur meine Ruhe haben.
Die Audio Guides machen aus den Ausstellungsbesuchern ferngesteuerte Figuren, in deren Ohren es andauernd quakt. Leider so laut, dass man es auch mitbekommt, wenn man selbst keinen Audio Guide hat. Ich persönlich hasse Audio Guides. Für mich ist das akustischer Terrorismus.
Ich liebe die Stille. Ich würde diese Quakerei sofort verbieten. Aber auf mich hört ja keiner.

Freitag, 18. Dezember 2009

Köchin Donna

Im Tagesspiegel lese ich über Donna Leons neues Kochbuch. Und wundere mich. Frau Leon, die in ihrer Küche ein Kürbisrisotto kocht (eine der kinderleichten Übungen der italienischen Hausfrauenküche), erklärt unumwunden, dass sie weder ein zartes Kaninchen oder einen saftigen Braten anrührt noch Wein, denn der "macht müde." Und Fisch ungern. O Mamma mia! So kann es gehen: ein paar Millionen Euro verdient und trotzdem nie was Reelles im Glas und auf dem Teller. Genauso freudlos lesen sich ihre Krimis, die aus gutem Grund niemals in Italienische übersetzt worden sind. Weil sie nicht auf der Straße erkannt werden möchte, sagt bescheiden Frau Leon. Weil es die Italiener gruseln würde, sage ich. So lieblos wie sie ihr Kürbisrisotto rührt, mantscht sie Venedigklischees zu Büchern zusammen.
Nein, ein Kochbuch von Donna Leon ist für meinen Geschmack jetzt einfach mal zuviel.

Montag, 14. Dezember 2009

Am Tag danach...

...sieht es so aus, als wenn die Opposition Berlusconi das Gesicht zerfetzt hätte. Alle regierungskontrollierten Medien inklusive der RAI reden von einem "Klima des Hasses", das den Anschlag hervorgebracht hätte und verweisen mehr oder weniger direkt auf die Verantwortlichen dafür: Berlusconis Gegner natürlich. Die Tatsache, dass der Täter ein Kranker ist, verschwindet vollkommen in der Versenkung.

Sonntag, 13. Dezember 2009

Berlusconis Gesicht...

...getroffen von einer Miniatur des Doms von Mailand. Die Bilder des blutenden Ministerpräsidenten sind um die Welt gegangen. Natürlich ist Gewalt keine Lösung, man sollte Berlusconi nicht schlagen, sondern abwählen und das ewige Gerede über "diese Linke, die man nicht wählen kann", können wir schon lange nicht mehr hören. "Diese Linke" nicht - aber Berlusconi ja? Der Missetäter von Mailand hat offensichtlich psychische Probleme aber wir können uns jetzt schon vorstellen, wie Berlusconis Medien den Vorfall ausschlachten werden.
Dabei ist Berlusconi alles, nur kein Opfer. Wer Wind sät, wird Sturm ernten und Berlusconi sät Gewalt. Sein Weltbild ist voller Feinde, täglich werden es mehr. Die Richter und Staatsanwälte, das Verfassungsgericht, der Staatspräsident, die ausländischen Journalisten: alles Feinde Berlusconis und Feinde Italiens. Das ist für ihn nämlich dasselbe und wer Italiener ist, bestimmt sowieso er. Berlusconi hat Italien gespalten in gute und schlechte Italiener. Wer für ihn ist, ist ein guter Italiener, alle anderen arbeiten nicht gegen ihn, sondern gegen das Land. Der Vorfall von Mailand zeigt, was ein solches Klima der Gewalt auslösen kann.
Gerade komme ich von einer Reise nach Venetien zurück, angestammtes Lega-Nord-Land, es ist schwer, jemanden zu treffen, der nicht für diese Regierungsmehrheit gestimmt hat. Und doch: Die Leute haben die Nase voll. Sie fühlen sich von der Lega Nord verraten und von Berlusconi lächerlich gemacht. Ich glaube, dass Berlusconi das unterschätzt: Die Italiener wollen vor der Welt nicht wie Clowns dastehen. Oder wie Verführte. Jedenfalls wie Leute, die nicht bis drei zählen können. Das erregt auf die Dauer sogar Aggressionen im eigenen Lager.

Dienstag, 8. Dezember 2009

Juve, welche Juve?

Povera fidanzata d'Italia...Wenn Ferrara morgen noch seinen Job hat, sollte er sich als Motto wählen: Besser ein schlechter Charakter als gar keiner.

Zürich-Milan und Juve-Bayern

Wer Spaß am Fußball haben möchte, sollte heute abend besser in die winterliebliche Schweiz schalten:
http://www.tagesanzeiger.ch/sport/dossier/alles-ueber-den-fc-zuerich/Mit-Engelsgeduld-zum-Spassfussball/story/19726876
Denn im grauen Turin wird zu gleicher Stunde vermutlich wieder gelitten:
http://www.sueddeutsche.de/,ra5l1/sport/575/496886/text/
Wer glaubt denn wirklich, dass Juventus Diego gegen Luca Toni tauscht? Toni selbst bestimmt nicht. Der möchte eher nach Florenz.

Sonntag, 6. Dezember 2009

Roma - Lazio 1:0

70 Minuten grottenschlecht spielen (außer Julio Sergio, wunderbarer Flipper-Torwart, Held des Abends), zittern und bibbern, vor sich hin dösen, manchmal sogar schnarchen, dass die Tribünen wackeln und dann kommt Marco Cassetti, dieser launige No-Name mit seinen lächerlichen Kraftschüssen, macht irgendwie das 1:0. Und die sorci laziali gehen leer aus, sind 95 Minuten gerannt wie die Blöden, hatten ein gutes Dutzend Chancen (wir: genau zwei) und jede Menge Benzin, um dann total unverdient zu verlieren und 11 Punkte und zehn Plätze hinter uns zu liegen. Wir hingegen, glückliche Diebe des Derbys, riechen die Champions-League...Grazie Roma!

Freitag, 4. Dezember 2009

Il bello del calcio XII

Während ich bei Claudio animelle coi piselli aß (Lammbries mit Erbsen, ein Essen, für das sich das Leben lohnt), während aus der Küche immer wieder kaum verhaltene Verwünschungen und sehnsuchtsvolles Stöhnen drangen, während eine unfassbar laute Amerikanerin am Nebentisch (nur Salat) eine banale Wer-mit-wem-Geschichte nach der anderen erzählte, währenddessen also kriegten Totti mit einem Elfmeter und Vucinic die Qualifikation im Uefa-Cup noch hin. Und eigentlich haben wir auch schon schlimmer gelitten.

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Schulsport all'italiana

Italien führt den Sportunterricht für Grundschulen ein. Zwei Wochenstunden, zunächst in 1000 Schulen,ab 2013 flächendeckend. Und zwar, auch das ist den Zeitungen hier eine Meldung wert, mit ausgebildeten Sportlehrern. Grundschulsport ab 2010, die Olympia-Funktionäre jubeln. Nun, besser spät als nie. Aber wie weit Italien dem Rest Europas hinterher hinkt, sieht man auch an solchen Beispielen.