Sonntag, 11. Oktober 2009

Heute beim Zeitungshändler...

...in einem kleinen, umbrischen Dorf. Links neben dem Eingang war über Nacht eine Pinwand aus Kork aufgehängt. Eine Art Schaukasten mit Immobilienangeboten. Und zwei Artikeln der rechten Kampfzeitung "Libero." Der eine beschrieb, wie man es anstellen kann, keine Gebühren für das Staatsfernsehen RAI zu bezahlen. Die RAI macht Berlusconi im entferntesten Sinne Konkurrenz.
Der andere Artikel im Schaukasten des Zeitungshändlers hetzte gegen den Fernsehjournalisten Michele Santoro. Not my favorite aber immerhin einer der wenigen, der es wagt, Silvio Berlusconi zu attackieren. In seiner letzten Sendung hatte Santoro Patrizia D'Addario eingeladen, jene Hure aus Apulien, die mit Berlusconi eine Nacht verbracht hat, für die sie nie bezahlt worden ist. Auf diese Art von Information könne Italien verzichten, steht im Schaukasten des Zeitungshändlers. Und deshalb müsse Santoro weg vom staatlichen Bildschirm.
Ein Zeitungshändler gegen die Informationsfreiheit. Das ist Italien. Mir dämmerte jetzt, warum in seinem Laden die großen, unabhängigen Tageszeitungen wie Repubblica, Corriere della Sera und Stampa ganz oben auf dem Ständer stehen, unerreichbar für durchschnittlich große Menschen. Auf Augenhöhe hingegen die Berlusconi-Presse.
Nein, man hat hier niemals seine Ruhe. Ich muss meine Zeitungen fortan im Nachbarort kaufen. Und beten, dass dort niemand auf die Idee kommt, seinen Schaukasten aufzuhängen.

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