Sonntag, 25. Oktober 2009

Basso Impero

Ein Politiker der Mitte-Links-Oppositionspartei PD lässt sich Anfang Juli von seinem Chauffeur in seinem Dienstwagen in die römische Via Gradoli fahren - an dieselbe Adresse, die in Italien traurige Berühmtheit erlangte, weil die Roten Brigaden hier den von ihnen entführten Christdemokraten Aldo Moro gefangen hielten. Der Politiker, der sich in die Via Gradoli chauffieren lässt, ist Piero Marrazzo, Präsident der Region Latium. Einer der wichtigsten Regionalfürsten Italiens, vergleichbar mit dem Ministerpräsidenten eines großen Bundeslandes. Marrazzo ist in einer Wohnung an der Via Gradoli mit einem Transsexuellen aus Brasilien verabredet. Es ist nicht das erste Mal, es sind die Wochen, in denen die Welt über die Eskapaden von Silvio Berlusconi spottet. Marrazzo wird erwischt. Er ist gefilmt worden, später wird er von vier Carabinieri mit angeblich sogar mehreren Videos erpresst. Gestern tritt er zurück, ein gebrochener Mann: "Ich sorge mich jetzt nur um meine Familie." Ach ja, die Familie!
Darum soll es hier nicht gehen. Sondern darum, dass Leute wie Marrazzo, ehemals TV-Journalist, dann hinabgestiegen in die Politik, dass also Leute wie Marrazzo auch das letzte Fünkchen Vertrauen zerstören, das die Italiener in ihre Politiker haben. Wie ist es möglich, dass die Politik in diesem Land von Männern repräsentiert wird, die sich in ihren Bürozeiten bezahlten Sex verschaffen müssen und zu diesem Termin mit dem Dienstwagen fahren? Die die darauf folgenden Erpressungsversuche (von Carabinieri!) nicht anzeigen? Die ernsthaft glauben, die Sache käme nicht ans Tageslicht? Dieselbe Opposition, die in diesem Sommer Berlusconi wegen seiner Partys mit Prostituierten kritisierte, hat solche Provinzfürsten in ihren Reihen.
Die Macht verschleißt den, der sie nicht hat, wusste schon Giulio Andreotti. Diese Mächtigen verschleißen das Land, weil sie glauben, es zu besitzen.

Sonntag, 18. Oktober 2009

Der talentierte Mister Stankovic...

...und sein unglaubliches 3:0 (beim 5:0 Inter-Genoa):

Mittwoch, 14. Oktober 2009

Fast-Blamage

"Italien blamiert sich fast", schreibt sueddeutsche.de, "Gilardino rettet Italien vor der Blamage", barmt die Agentur. Manchmal habe ich das Gefühl, diese Einschätzung ist typisch deutsch. Kein Spanier, kein Engländer, kein Franzose, kein Russe käme auf die Idee, diese Fast-Blamage-Nummer wieder und wieder zu bringen, diesmal sogar bei einem 3:2-Sieg. Jawohl, SIEG! Zypern war mit 2:0 in Führung. Blamage! Superpeinlich! Weltmeisterunwürdig! Dann kamen drei Tore von Gilardino und für die Deutschen war die Fast-Blamage perfekt. Fast-Blamage ist aber wie quasi-gol, Fast-Tor. Oder muss man sich peinlich berührt fühlen, wenn man den Gegner aus der Amateurliga nicht so großzügig und außerordentlich fair mit 13 Toren abschlachtet wie die deutsche Elf vor ein paar Jahren den Fußballzwerg San Marino? Mein Verdacht ist: In manchen Redaktionen liegen neben "Italien" und "Weltmeister" einfach noch ein paar Begriffe in der Schublade, die die dort versammelten Sprachkünstler beliebig herausgreifen und kombinieren können. Kleine Auswahl: "Weltmeister am Abgrund", "Weltmeister in der Krise", "Blamage für den Weltmeister", "Weltmeister im Chaos", "Italien deklassiert." Passt irgendwie immer oder?
Ich meine, es gibt genug Dinge, die Italiener im Moment ein bisschen peinlich finden. Die Fußball-Nationelf gehört aber nicht unbedingt dazu. Wieso auch? Und dass sich die Deutschen dauernd für italienische Fast-Blamagen fremdschämen, das geht wirklich ein bisschen zu weit.

P.S. Ich sehe gerade, dass Spiegel.de auch das deutsche 1:1 gegen Finnland "peinlich" findet. Dio mio, wie kriegt man diesen verkrampften Wichtigtuer-Ton aus dem deutschen Sportjournalismus heraus? Von Leuten, die dafür bezahlt werden, ins Stadion zu gehen und Fußball zu gucken! Löw ist qualifiziert, qualifiziert, qualifiziert. Schon klar, für euch, werte Kollegen, war es wieder einmal harte Arbeit. Aber für die Spieler war es ein Freizeitkick, Leute. Wir können uns aber von hier aus gern auch mal für euch fremdfreuen.

Nostalgia

Bei der Arbeit in anderen Zusammenhängen fand ich diese Szene. Wer erinnert sich daran, mit welcher Sorgfalt Marcello zuerst das Glas Milch abgestellt hat?

Sonntag, 11. Oktober 2009

Heute beim Zeitungshändler...

...in einem kleinen, umbrischen Dorf. Links neben dem Eingang war über Nacht eine Pinwand aus Kork aufgehängt. Eine Art Schaukasten mit Immobilienangeboten. Und zwei Artikeln der rechten Kampfzeitung "Libero." Der eine beschrieb, wie man es anstellen kann, keine Gebühren für das Staatsfernsehen RAI zu bezahlen. Die RAI macht Berlusconi im entferntesten Sinne Konkurrenz.
Der andere Artikel im Schaukasten des Zeitungshändlers hetzte gegen den Fernsehjournalisten Michele Santoro. Not my favorite aber immerhin einer der wenigen, der es wagt, Silvio Berlusconi zu attackieren. In seiner letzten Sendung hatte Santoro Patrizia D'Addario eingeladen, jene Hure aus Apulien, die mit Berlusconi eine Nacht verbracht hat, für die sie nie bezahlt worden ist. Auf diese Art von Information könne Italien verzichten, steht im Schaukasten des Zeitungshändlers. Und deshalb müsse Santoro weg vom staatlichen Bildschirm.
Ein Zeitungshändler gegen die Informationsfreiheit. Das ist Italien. Mir dämmerte jetzt, warum in seinem Laden die großen, unabhängigen Tageszeitungen wie Repubblica, Corriere della Sera und Stampa ganz oben auf dem Ständer stehen, unerreichbar für durchschnittlich große Menschen. Auf Augenhöhe hingegen die Berlusconi-Presse.
Nein, man hat hier niemals seine Ruhe. Ich muss meine Zeitungen fortan im Nachbarort kaufen. Und beten, dass dort niemand auf die Idee kommt, seinen Schaukasten aufzuhängen.

Donnerstag, 8. Oktober 2009

Bella Italia...

...oder: Neapel ist besser als alle Klischees: http://www.zeit.de/2009/42/Neapel?page=all

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Piccoli Inzaghi crescono

Doch, Buffon hat gehalten und Juve feierte das 0:0 als Erfolg. Ach, wie sich die Zeiten ändern! Und dann das hier. Milan-Zürich 0:1. Mit einem Tor, als wäre es von Inzaghi. Eckball, Hacke, Treffer: